Tosca: Salzburger Pfingstfestspiele enden mit einem Opernthriller der Spitzenklasse um Liebe und Macht

Xl_tosca-pfingsten-2021-c-sf-marco-borrelli-09 © Marco Borelli

Salzburger Pfingstfestspiele enden mit einem Opernthriller der Spitzenklasse um Liebe und Macht
24.5.2021

Giacomo Puccini Tosca, Salzburger Pfingstfestspiele

Ein Staraufgebot war angesagt für diese konzertante Aufführung von Giacomo Puccinis Powerhit Tosca. Coronabedingt wurde der Abend gezuckert mit Anna Netrebko als Ersatz für die erkrankte Anja Hateros und Luca Salsi für Bryn Terfel. Zubin Mehta hat mit seinen über 80 Jahren an diesem Pfingstwochenende einen vollen Konzertkalender und steht wiederum am Pult des Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino und dessen Coro. Das Italienische Blut pulsiert in allen Adern und der Maestro schenkt nichts an diesem Abend den Beteiligten. Vorsichtig, leicht zerbrechlich nähert er sich in kleinen Schritten mit dem Stab in der Hand dem Podest und nimmt auf einem Hocker Platz. Das großbesetzte Orchester ist auf der Bühne um ihn herum aufgereiht. Im Hintergrund spendet ein roter Theatervorhang auf einer Leinwand Theatergefühl.

Zu jedem Akt wird das passende Bühnenbild dieses Historiendramas in der italienischen Hauptstadt Rom projiziert, die Kirche Sant´Andrea della Valle, der Palazzo Farnese und die Engelsburg. Roma Aeterna - Das ewige Rom ist auch Thema der diesjährigen Festspiele und was passt da besser als diese Oper, deren Handlung präzise mit dem 14. Juni 1800, der siegreichen Schlacht Napoleons von Marengo in Verbindung gebracht werden kann. Der Maler Cavaradossi ist ein feuriger Voltairianer und Verehrer Napoleons, sowie Geliebter der Titelheldin Tosca, einer gefeierten Primadonna, die auch der gefürchtete Tyrann von Rom Scarpia verehrt. Cavaradossi und Tosca verstricken sich in die politischen Mühlen, Tosca tötet den Tyrannen, um ihren Geliebten zu retten, kann aber dessen Hinrichtung nicht mehr verhindern. Am 14. Januar 1900 uraufgeführt trat dieses Werk rasch einen Siegeszug um die Welt an und zählt zu den meistgespielten Opern überhaupt.

Auch konzertant schafft es dieses Werk rasch Spannung zu erzeugen und mitzureissen. Rauschend und kraftvoll dröhnend setzt Zubin Mehta sein Orchester in Gang. Mit Wucht erklingen die ersten Töne und rütteln auf. Er wählt ein ausgeglichenes Tempo aber in der Lautstärke und Dramatik der klanglichen Ausgestaltung fordert er den Sängern Konzentration und vollen Einsatz ab. Im ersten Bild „Dammi i colori“ gelingt Jonas Kaufmann eine überzeugende, locker gepostete Liebeserklärung an seine Floria Tosca, die von Anna Netrebko in bester Form und Spielfreude auch bald erscheint und ihre Klasse unter Beweis stellt. Im schwarzen Samtkleid mit ausufernden magenta Seidenkragen optisch der absolute Hingucker wirbelt sich um ihren Mario als auch Zubin Mehta am Pult herum. Die gespielte Eifersucht krönt sie mit koketten Gesten. Getoppt wird das unbekümmerte Spiel von ihrer unverkennbaren kräftigen klangvollen Stimme ohne jeden Druck. Mit Leichtigkeit und Schmelz setzt sie die Töne, holt zu beeindruckenden Melodiebögen aus und hält die Töne auch über jeden gewünschten Zeitraum. Selbst das im heftigen Forte aufspielende Orchester überstrahlt sie mühelos konkurrenzlos an diesem Abend. Luca Salsi ist ein gediegener Richter Scarpia, dessen furchtverbreitende Skrupellosigkeit nicht spürbar ist. Sein kräftiger Bariton erreicht keine durchdringende Giftigkeit und wird vom Orchester immer wieder zugedeckt. Unnachgiebig muntert Zubin Mehta die Sänger immer zu mehr auf und reizt. Der Spannungsbogen bleibt erhalten und mit wenigen Gesten und ausgeprägter Mimik wird der Betrachter mitgerissen. Nicht nur die berühmte Arie „E lucevan le stelle“, die Jonas Kaufmann in gewohnt manierierten Piani hinreissend singt sondern das anschließende Duett mit Anna Netrebko sind Höhepunkte des Abends. Das Spiel mit den aus liebender Treue mordenden Händen ist von einer berührenden Intimität. Auch Cecilia Bartoli, die die Festspiele sehr professionell mit Sinn und Gespür künstlerisch leitet, findet an diesem Abend in der kleinen Rolle des Hirten ihre Teilnahme und verleiht der Aufführung zusätzlichen Glanz und persönlichen familiären Charme.

Das Publikum ist begeistert und spendet langanhaltenden Beifall und Standing Ovations.

Dr. Helmut Pitsch

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