Osterfestspiele Salzburg im Herbst - Große Feier für Christian Thielemann

Xl_thielemann_salzburg_2021 © Helmut Pitsch

Winterstürme lautet der Titel des großen Orchesterkonzerts der Salzburger Osterfestspiele am Allerheiligen Wochenende, die erst im Herbst pandemiebedingt stattfinden konnten. Die Wetterbedingungen bestimmt Christian Thielemann am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Er macht den Abend mit einem reinen Wagnerprogramm für seine zahlreich erschienenen Verehrer und Verehrerinnen zum berechtigten Freudenfest. Unterstützt von einem Solistentrio mit Anja Kampe, Stephen Gould und Rene Pape kam der erste Akt der Walküre als auch Siegfrieds rheinfahrt, Trauermarsch und das Finale der Götterdämmerung von Richard Wagner zu Gehör. Elektrisierend führt er das Orchester, ist an jedem Ton fühlbar beteiligt, windet sich in gewohnter Weise nahezu um die eigene Achse aber es scheint notwendig zu sein, um diese Klasse zu erreichen. Die Sächsische Staatskapelle gehörte bis zu Thielemanns Wechsel nach Dresden nicht zu den Toporchestern, aber nunmehr nach mehrjähriger Arbeit haben sie höchste Qualität erreicht.

Gewohnt sind seine Tempi nicht gehetzt, aber wirken schwungvoll und fließend. Das Orchester spielt voll Hingabe und hält die Töne. Kurze Fermati ausgekostet steigern die Spannung. Die Bläser kommen voll und sicher im Einsatz. Die volle Orchesterpracht kommt nach der Pause mit Siegfrieds Rheinfahrt und dessen Tod zur Geltung. HIer wird naturstimmung und Dramatik der Handlung in breiter Orchesterfarbe gezeichnet. Das Orchester auf der Bühne zu beobachtend ist die Entstehung dieser hochromantischen vollmundigen Musik lebendig zu erleben. leitmotive durchdringen ein präzis gewebten Klangteppich, wandern zwischen den Instrumentengruppen und immer wieder führt Christian Thielemann den Faden. 

Stephen Gould ist ein Hühne mit einer großen Stimme, ein wahrer Heldentenor, den er auch strahlen lässt und meist gut verständlich. Mit Hingabe gestaltet er seine langgezogenen Melodiebögen. Anja Kampe zeichnet sich ebenfalls durch ein großes Stimmvolumen aus. Ihr Sopran erreicht die Höhen mitan fehlt die Geschmeidigkeit und Wortverständlichkeit. Interessant ist ihre Darstellung der Sieglinde vor der Pause und die Gegenüberstellung als Götterdämmerung Brünhilde nach der Pause, in deren Mitte sich ihre Stimme an Dramatik findet.

René Pape ist ein eleganter huldvoller Hunding, der auch dunkle Seiten zeigt. Sein Bass bleibt auch in der Tiefe leicht geführt und gesanglich rein.

Am folgenden Abend brilliert Christian Thielemann mit Richard Strauss Ein Heldenleben. Die Tondichtung wird zu einer romantischen Bilderreise. Die Themenserie schmückt Christian Thielemann mit dem Orchester farbenfroh aus. Das Violinsoli ist verführerisch schmeichelnd vorgetragen. Zuvor spielen die Sächsiche Staatskapelle Dresden und Denis Matsuev am Klavier das erste Klavierkonzert von Edvard Grieg. Nördliche Elegie und ein reizvolles Zusammenspiel der Klangkörper werden fühlbar. Der Solist leitet dezent das Zusammenwirken und Christian Thielemann leiht ihm viel Freiraum.

Am Ende gibt es stehende Ovationen und der Dirigent wird immer wieder auf die leere Bühne zurückapplaudiert. Sichtlich glücklich freut er sich über diese Begeisterung. 

 

Dr. Helmut Pitsch 

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading