Himmel und Hölle vereint - Fausts Verdammnis in Salzburg

Xl_la-damnation-de-faust-2021-c-sf-marco-borrelli-13 © Marco Borelli

Salzburger Festspiele Hector Berlioz La Damnation de Faust

Legende tragique bezeichnete Hector Berlioz selbst seine Komposition La Damnation de Faust. Also eine tragische Legende in vier Teilen ist seine aus der Begeisterung für Goethes Faust geschaffene Oper Fausts Verdammnis. Seine Begeisterung für den Stoff teilte er auch mit dem Schöpfer Johann Wolfgang von Goethe mit. Dem schickte Berlioz 1829 eine gleichnamige Schauspielmusik. Der aber antwortete nicht, nachdem befreundete Musiker das Werk ablehnten. Unbeirrt komponierte Berlioz fünfzehn Jahre später sein Bühnenwerk, das sich als sperrig für eine szenische Aufführung erwies und seit der Uraufführung 1848, wie diese zumeist konzertant aufgeführt wird. Das Libretto schuf er selbst und führte einige Änderungen in der Handlung ein. So beginnt die Oper in Ungarn mit einem träumenden Faust in einer blumigen Naturstimmung, um seinen beliebten ungarischen Rakoczi Marsch einbauen zu können. Mephistos Siegeszug endet mit einem feurigen Höllenritt. Margarete wird himmlisch erlöst.

Oftmals wird das Werk auch als Chorsinfonie eingestuft. Nachvollziehbar aufgrund der umfangreichen spannenden Chorpassagen und der hochromantischen bildreich gestalteten symphonischen Orchesterspiele.Die Salzburger Festspiele bringen nun das selten aufgeführte Werk in Starbesetzung.

Die Wiener Philharmoniker brillieren unter der Führung von Alain Altinoglu. Der Franzose mit armenischen Wurzeln fühlt sich in der Partitur zu Hause und arbeitet viele Details in der diffizilen Überlagerung der Instrumentalisierung heraus. Zügig hält er frisch das Tempo und den Spannungsbogen. Den Solisten und Sängern lässt er Raum und trägt sie durch die Herausforderungen der Partien. Die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor hat Ernst Raffelsberger bestens einstudiert und der Dirigent fügt den großbesetzten Chor harmonisch und ausdrucksstark ein. Sowohl der Herrenchor mit seinen Studentenliedern oder der bekannten Fuge über das Wort Amen als auch die Stimmen der Verdammten oder der himmlischen Geister dokumentieren die außerordentliche Qualität des Klangkörpers.

Charles Castronovo hat die Titelpartie übernommen und stemmt sich wehrhaft in die anspruchsvollen höchsten Töne. Er wirkt angestrengt und nervös, meistert aber mit seinem hellen lyrischen Tenor die Partie voller Melancholie und Romantik. Mit Ildar Abdrazakov hat er einen überzeugenden Gegenspieler. Dessen Mephisto ist dämonisch verführerisch. Der russische Bass singt facettenreich und zeigt teuflische Überzeugungskraft romantisch verpackt. Keine Chance hat in der Handlung Marguerite. Aber Elina Garanča gewinnt in der Rolle der für die Intrige benutzten Jungfrau auf allen Linien. In einem Traum aus weissem Tüll mit blauen Büstier schwebt sie förmlich in den Saal und setzt gleich in voller Pracht ihre Stimme an. Engelsgleich rein bleibt ihr Auftritt und ihre Liebesbeteuerung wirken nach. Berührend vermittelt sie ihre Sehnsucht nach ihren Geliebten, der nicht wieder kommt und ihr Leben zerstört hat. Erhobenen Hauptes geht sie dem Tod durch den Henker entgegen, letzte Seufzer versetzen die Szene zur großen Tragödie. Ihr Schauspiel untermauert ihre Bühnenpräsenz.In der Rolle des Brandner rundet der junge Slowake Peter Kellner die Leistung der Sänger gehaltvoll ab.

Begeisterter lautstarker Applaus belohnt die Mitwirkenden.

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