Gedränge auf dem Scheiterhaufen - Sehr gelungener Abschluss der neuen Ring Inszenierung in Erl

Xl_53049468476_57d736fd54_k © Xiomara Bender

Richard Wagner Götterdämmerung Tiroler Festspiele Erl 16.7.2023

Gedränge auf dem Scheiterhaufen Sehr gelungener Abschluss der neuen Ring Inszenierung in Erl

Wieder zieht es die Anhänger der Musik Richard Wagners nach Erl. Mit der Premiere der Götterdämmerung steht der letzten Abends der Trilogie Ring des Nibelungen auf dem Programm. KS Brigitte Fassbaender inszeniert ihre vielbeachtete erste Ring Inszenierung, ein geheimer Wunsch und ein Höhepunkt ihrer vielfältigen Tätigkeit in Tirol. Wie schon an den vorangegangenen Abenden versteht sie das monumentale Werk intelligent bildhaft sehr erzählerisch lebendig dem Publikum näherzubringen. Sie hält sich an den Text des Komponisten, der ja auch seine eigenen Libretti kunstvoll verfasst hat.

Die Nornen treffen sich zu einem gemütlichen Kaffeekränzchen, stricken lange Schals und philosophieren über das Schicksal. Die Bühne des Passionsspielhauses ist breit, bietet aber kaum technische Möglichkeiten. Die Ausstattung von Kaspar Glarner versteht damit umzugehen. Der Umbau geht schnell und ruhig von statten. Die Videoprojektionen von Bibi Abel untermauern stimmungsvoll die Handlung. Eine Bar, ein Billardtisch und eine Sitzecke schildern das moderne kühle Ambiente des Hofes der Gibichungen. Hellblond und elegant erscheint Gunter, Guntrune im strengen gedeckten Kleid. Siegfried bleibt im bereits bekannten Outfit eines Jägers mit grünem Hemd. Zur Tarnung benutzt er eine Gesichtsmaske Gunters. Aufgestellte Bretter spiegeln die Wasserwelt des Rheins zu Beginn des dritten Aktes, die Rheintöchter erscheinen in dunklen langen Roben, Pailletten glänzen wie Schuppen, und schwarzen Perücken.

Sehr gelungen werden die Bretter über den gefallenen Helden Siegfried zum Scheiterhaufen geschichtet, der tiefrot ausgeleuchtet entzündet wird. Brünnhilde folgt dem geliebten Gatten und legt sich nach ihrem Schlussgesang auf die Bretter. Die Rheintöchter zerren kräftig um den Ring zu erlangen. Alberich und Hagen tun dies ebenfalls erfolglos. Im Zweikampf erwürgt der Vater seinen Sohn.

Es sind die vielen kleinen Details, die diese Interpretation so mitreißend zum Leben erwecken. Hagen schnitzt sehr schnell aus einem Billardstock seinen Speer für den Eid, Brünnhilde gönnt sich einen Drink nach der zermürbenden Auseinandersetzung mit den Gibichingen, deutlich werden die verräterischen Getränke gereicht. Es sind die erzählenden musikalischen Zwischenspiele, die die Regisseurin mit Verstand nutzt und die Handlung wie in einem Kammerspiel wirken lässt.

Erik Nielsen überzeugt wiederum am Pult der Tiroler Festspielorchesters mit einer lebhaften, fein ausgedrückten und ausgespielten musikalischen Umsetzung. Die Streicher liefern einen breiten Klangteppich über den sich die Bläser mit kleinen Unstimmigkeiten immer wieder kraftvoll aufbauen. Die Harfen liefern gut hörbar Farbe.

Sängerisch lässt dieser Abend kaum Wünsche offen. Vincent Wolfsteiner beeindruckt wieder als lyrischer gesangsstarker Siegfried. Die Monsterpartie über 5 Stunden schafft er mit Sicherheit und gut eingeteilten Reserven bis zum Ende. Auch darstellerisch zeigt er sich aktiv. Ausdrucksstark und mit Ausdauer singt Christiane Libor eine dramatische Brünnhilde ohne zu übersteuern. Dunkel im Timbre, gestaltet sie die Spitzentöne mit scharfen Schliff. Immer wieder gefällt die Flexibilität ihrer Stimme und die Wortdeutlichkeit. Diese fehlt dem Kanadier Robert Pomakov als Hagen. Äusserlich passt er als missgünstiger Nibelungensohn, stimmlich fehlt durchdringendes Volumen, klangvolle Vokale fehlen, wie auch Textverständlichkeit. Überzeugend sind Manuel Walser als Gunter und Irina Simmes als Gutrune. Das Geschwisterpaar erreicht auch durch ihr Schauspiel große Präsenz. Craig Colclough schafft als Alberich ein treffendes Rollenbild. Zanda Svede bleibt als Waltraute farblos. Marvic Monreal, Anna-Katharina Tonauer und Monika Buczkowska gefallen sehr als wissende Nornen.

Großer lang anhaltender Beifall vom begeisterten Publikum. 

Dr. Helmut Pitsch

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