Maria Nazarova: Die Einspringerin vom Dienst

Xl_nazarova_maria-6-23-1__002_ © Helmut Christian Mayer

Maria Nazarova: Die Einspringerin vom Dienst

Erst vier Stunden vor der Premiere von Wolfgang Amadeus Mozarts „Le nozze di Figaro“ diesen März wurde sie händeringend gebeten, für die Rolle der Susanna einzuspringen, weil die vorgesehene Sängerin stimmlich kurzfristig erkrankt war. Maria Nazarova sagte zu, sang vom Orchestergraben aus und rettete so die Premiere an der Wiener Staatsoper. Sie wurde danach umjubelt und von der Direktion und den Kritikern hochgelobt. „Das war ganz schön stressig, denn ich hatte keinerlei Proben, weder szenische noch musikalische, mitgemacht und hatte zuvor nur ein zehnminütiges Gespräch mit dem Dirigenten Philippe Jordan der Produktion über die vorgesehenen Tempi. Aber es ist alles gutgegangen“, erzählt die russische, in der heutigen Ukraine geborene, 35-jährige Sopranistin, Mutter einer 3-jährigen Tochter, die den Krieg in ihrer ehemaligen Heimat einfach schrecklich findet.  

Schon als Kind sang sie mit Begeisterung. Ihre Mutter hat ihr Talent und ihre schöne Stimme erkannt und ihr mit vier Jahren einen Privatlehrer verschafft. „Ich konnte mir schon damals nie etwas anderes vorstellen, als Sängerin zu werden! Und schon früh hatte ich den großen Traum, einmal an der Wiener Staatsoper singen zu können.“ Und dieser sollte sich tatsächlich erfüllen. Denn nach Gesangsstudien in Moskau, die sie mit 17 Jahren begann und wo sie auch noch Klavier und Schauspiel studierte, und am Salzburger Mozarteum kam sie 2013 nach Wien, wo sie weiterstudierte und bereits 2015 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper wurde. Hier sang sie bald viele Rollen ihres Fachs, wie etwa Adele (Fledermaus), Adina (Liebestrank), Lisa (Sonnambula), Musetta (Bohéme), Sophie (Werther), Frasquita (Carmen), Despina (Cosi fan tutte). Und sie wurde ziemlich gefordert: „Unlängst musste ich sogar fünf Mal in einer Woche singen!“ Aber auch bei den Salzburger Festspielen (Papagena), in Tokio, Lyon, Aix-en-Provence, Berlin, Florenz trat sie schon auf.

Bald wurde sie zur „Einspringerin vom Dienst“, denn immer wieder musste sie einspringen, etwa in „La Cenerentola“, in einer Kinderoper oder etwabei einem Konzert mit Brahmsliedern. Und nicht nur Wien sondern auch als Debüt an der Mailänder Scala, Stuttgart (Adele), Hamburg (Adina) u.v.m.

Auch jetzt zum Festival von „Klassik im Burghof“ nach Klagenfurt in Kärnten und muss sie beim Konzert am kommenden Samstag Olga Peretyatko kurzfristig ersetzen. Gemeinsam mit deren Ehemann Grigory Shkarupa wird sie Duette und Arien singen. „Wir haben das ursprünglich Programm großteils beibehalten und nur drei Arien ausgetauscht. Ich werde Arien der Pamina und Musetta sowie eine russische singen.“

„Ich liebe das Einspringen aber noch lieber ist es mir, wenn ich mich in Ruhe mehrere Wochen lang probierend auf eine Rolle und Produktion vorbereiten kann, wie jetzt bei neulich bei Francis Poulenc „Les Dialogues des Carmelites“, wo sie die Constance sang.

Nächste Pläne an der Wiener Staatsoper sind Rollen in Vincenzo Bellinis „La Sonambula“, György Ligetis „Le grande Macabre“, Gioacchino Rossinis „Wilhelm Tell“ gemeinsam mit Juan Diego Flórez, sowie Frasquita (Carmen) und Musetta (Boheme) und an der Mailänder Scala in der Barockoper „L’Orontea“ von Antonio Cesti.

Dr. Helmut Christian Mayer

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