Puccinis „Tosca“ in Ljubljana: Ein blutleerer Opernthriller

Xl_tosca-laibach-c_darja_stravs_tisu-6-21-5 © Darja Stravs Tisu

So etwas muss einem erst einmal gelingen: Den Opernthriller „Tosca“ von Giacomo Puccini derart harmlos und wenig spannend auf die Bühne zu bringen, wie dies jetzt am Ljubljana/Laibacher Opernhaus, als erste Premiere nach dem Lockdown, geschieht.

Das liegt in erster Linie am Regisseur, denn mit wie wenig Ideen und Handlungsarmut Matjaz Berger diesen Verismo-Reißer, der als einer der packendsten in der gesamten Opernliteratur gilt, inszeniert, ist kaum mehr möglich. Schlüsselszenen wie die Folterung von Cavaradossi, das Ringen von Tosca und Scarpia mit dem finalen Mord sowie die Hinrichtung werden schichtweg verschenkt. Zwischenzeitlich lässt sich das Gefühl kaum mehr unterdrücken, überhaupt in einer konzertanten Aufführung zu sitzen. Dabei sind die wieder einmal wunderbar geschmackvollen Kostüme von Alan Hranitelj durchaus ein Blickfang und die leergeräumte Bühne (Marko Japelj) mit wenigen weißen Elementen wie auch die Projektionen, etwa das große Bildnis, das Cavaradossi malt, durchaus von einer gewissen kühlen Ästhetik.

Das liegt aber auch am Dirigenten Loris Voltolini, von dem kaum Impulse ausgehen. Und so wäre beim an sich farbig und klangschön spielenden Orchester des Laibacher Opernhauses noch viel an Luft nach oben. Da ließe sich mehr Dramatik und Spannung herausholen. Nicht unproblematisch erweist sich wieder einmal dessen Corona-bedingte Situierung ganz hinten auf der Bühne, wodurch es zeitweise zu Verständigungsschwierigkeiten mit den Sängern kommt.

Bei diesen überstrahlt Rossana Potenza als Titelheldin alle anderen. Sie spielt als einzige intensiver und singt die Titelheldin leidenschaftlich mit wunderbar phrasierendem Sopran, reich an Farben und Emotionen. Auch ihre Paradearie „Vissi d’arte“ gelingt ihr vortrefflich. Branko Robinšak war nie ein großer Darsteller aber diesmal wirkt er als Cavaradossi völlig unbeteiligt und statisch. Er singt ihn mit kraftvollem Tenor aber angestrengten, engen Höhen, wobei ihm einige Spitzentöne sogar abbrechen. Auch der Ohrwurm „E lucevan le stelle“ („Es blitzen die Sterne“) klingt ziemlich eindimensional. Jože Vidic ist zwar ein präsenter aber wenig böser Darsteller des Scarpia, dessen kerniger Bariton in der Höhe unschön klingt. Auch fehlt es ihm an Substanz. Im „Te Deum“ wird er vom gut singenden Chor des Hauses gnadenlos zugedeckt.Ivan Andres Arnsek als Angelotti und Matej Vouk als Spoletta, der stets aus welchen Gründen auch immer zwei Scheren herumtragen muss, gefallen gut.

Trotzdem  zeigt sich das Publikum, darunter viele hauseigene Personen restlos begeistert, es jubelt

Dr. Helmut Christian Mayer

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