Edler, schlanker Schöngesang: Juan Diego Flórez bei "Great Voices" im Wiener Konzerthaus

Xl_florez-wien-11-19 © Kristin Höbermann

Das Publikum im übervollen Wiener Konzerthaus war einfach nicht mehr zu halten und sprang nach dem fünften Encore (!), immerhin Giacomo Puccinis Opernschlager „Nessun dorma“ aus „Turandot“ von den Sitzen: Es war ein wahrer Zugabenmarathon von etwa 30 Minuten, den der bestgelaunte, launige und sogar etwas herumblödelnde Juan Diego Flórez da bot. Darunter waren der Hit „Granada“, aber auch lateinamerikanische Lieder wie etwa „Paloma“, bei denen der Ausnahmetenor sich selbst gekonnt auf der Gitarre begleitete.

Den ganzen Abend erlebte man ein buntes Programm von Arien aus bekannten und selteneren Opern von Giuseppe Verdi (etwa „Rigoletto“, „La Traviata“, „Attlia“, „I Lombardi“ oder „I due Foscari“). Nach der Pause folgten dann Schmankerln wie etwa „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Franz Lehárs „Land des Lächelns“ oder „Gern hab ich die Frauen geküsst“ aus Lehárs „Paganini“ aber auch die wohlige Gänsehaut erzeugende „Blumenarie“ aus Georges Bizets „Carmen“, wie auch „Pourquoi me réveiller“ aus Jules Massenets „Werther“ und das „Eiskalte Händchen“ aus Puccinis „La Bohéme“ durften nicht fehlen.

Bei allen Arien beherrschte der gebürtige Peruaner, dessen Stimme im Großen Saal des Wiener Konzerthauses von der Hörbarkeit allerdings manchmal an seine Grenzen stieß, die gesamte dynamische Palette vom gehauchten Pianissimo bis zur strahlenden Entfaltung. Große Gestaltungskraft, kultivierte Legatokultur wie auch viele Schattierungen auch in den Farben sind seine weiteren Vorzüge. Und mühelos ist immer noch seine berühmte Höhe, bei der er Spitzentöne scheinbar endlos halten kann!

Aufmerksam, meist einfühlsam und nur selten zu laut wurde er von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter dem souveränen Dirigenten Jader Bignamini begleitet. Die Musiker konnten auch mit den Ouvertüren zu Verdis „Nabucco“ und „La Traviata“, dem etwas zu wenig feurigen „Rákoczy-Marsch“ aus Hector Berlioz „Faust Verdammnis“ und dem Intermezzo aus Pietro Mascagnis „Cavalleria rusticana“ mit großer Perfektion und meistens doch Leidenschaft punkten.

Stehende Ovationen eines restlos begeisterten Publikums!

Dr. Helmut Christian Mayer

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