Bizets „Carmen“ in Maribor/Marburg: Der Tod spielt immer mit

Xl_carmen-marburg-3-22-1 © Oper Maribor

Nachdem die Titelheldin nach langem, dramatischem Todeskampf mit Don José ihr Leben ausgehaucht hat, öffnet sich ganz langsam das riesige Tor zur Arena: Dort liegt ein mit Lanzen gespickter, toter Stier und daneben steht eine unheimliche, große, dunkel eingehüllte Figur. Es ist der Tod, der in Georges Bizets „Carmen“ im Opernhaus Maribor/Marburg schon von Beginn an immer wieder auftaucht, den aber nur Carmen selbst wahrnimmt. Farbenfroh und folkloristisch sind die Kostüme (Cristina Aceti), traditionell, üppig, bunt und sehr ästhetisch ist die naturalistische Ausstattung für die auch Regisseur Juan Guillermo Nova verantwortlich zeichnet. Seine Inszenierung mit Unmengen von Tänzern, Choristen und Statisten in traditionellen spanischen Kostümen ist zwar konventionell, aber immer ideenreich, lebendig, klar und durchaus spannend mit geschickt eingesetztem Licht. Immer wieder wird sie durch hinreißende Tanzeinlagen des hauseigenen Balletts angereichert. Auch die vielen Nebenschauplätze auf der Bühne werden von ihm reich inszeniert. Und insbesondere die  Protagonisten führt er sehr glaubhaft.

Guadalupe Barrientos ist eine Carmen mit prachtvoller, raumfüllender Stimme, die jedoch wegen ihrer Körperfülle und wenig Beweglichkeit kaum Erotik versprüht. Martin Susnik als Don José punktet mit höhensicherem, schönem Tenor. Andreja Zakonjsek Krt singt die Micaela mit sehr leichtem Sopran aber großer Innigkeit und reich an Emotionen. Luka Ortar ist ein ungemein präsenter und kraftvoller Escamillo. Von den vielen kleinen Rollen gefallen besonders Valentina Cuden (Frasquita) und Dada Kladenik (Mercedes). Der Chor der Marburger Oper singt untadelig. Auf einen Kinderchor wird gänzlich verzichtet.

Mit sehr zügigen Tempi und Klangschönheit ist das Orchester der Oper Maribor/Marburg unter dem verlässlichen Jon Svinghammar unterwegs, wobei man sich manchmal noch mehr Akzente, Leidenschaft und Feuer gewünscht hätte. Zum Schluss gibt es im vollen Haus für alle donnernden Applaus.

Dr. Helmut Christian Mayer

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