Andrè Schuen: Ein feinsinniger, prachtvoller Liedsänger in Taggenbrunn

Xl_schuen_andre-daniel_heide-taggenbrunn-8-21-2 © Ferdinand Neumüller

„Der Vollmond steigt, der Nebel weicht, und der Himmel da oben, wie ist er so weit!“ – Kristallenes, reines E-Dur, Naturklänge, bis am Ende der Todesrhythmus in vollen, feierlichen Akkorden die Begleitung des Zaubergesangs übernahm: Das war das faszinierende Ende des populären Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert, eine finale Todesmusik von geheimnisvoller, bannender Schönheit, besonders deshalb, weil er genauso von Andrè Schuen jetzt bei einem Konzert auf der Burg bei den Taggenbrunner Festspielen interpretiert wurde.  

Insgesamt liegt der Liednovelle, die auf Gedichten von Wilhelm Müllerbasiert, aber ein naiver, volksliedhafter Ton mit heiterer Charakteristik im ersten Teil zugrunde. Beschrieben wird das Glück und Leid eines Müllerburschen, der auf einer Wanderschaft in eine Mühle einkehrt und die Liebe der schönen Müllerin findet, die ihn jedoch bald mit dem Jäger betrügt.

Dessen Freude und Schmerz wusste der 36-jährige, gebürtige Südtiroler, der karrieremäßig gerade durchstartet – er sang gerade bei den Salzburger Festspielen in Mozarts „Cosi fan tutte“ und singt demnächst an der Wiener Staatsoper in Mozarts „Figaro“ - mit innigem Ausdruck und exemplarischer Textverständlichkeit zu gestalten. Schuen zeigte dabei einen untrüglichen Sinn für zarte Klänge und feinste Poesie. Es gelang ihm, die unterschiedlichen Stimmungen mit reichen Schattierungen richtig zu erspüren. Der Stimmumfang seines prachtvollen Baritons führte bis in erstaunliche Höhen. Ausgefeilt war seine Legato- und Phrasierungskunst.

Kongenial unterstützt wurde er dabei vom wunderbar mitatmenden, einfühlsamen aber auch virtuosen Liedbegleiter Daniel Heide. Stehende Ovationen und zwei Zugaben, darunter ein ladinisches Volkslied aus der Heimat des Sängers.

Dr. Helmut Christian Mayer

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