Üppiges Treiben am Hof von Mantua – Rigoletto in Innsbruck

Xl_arigoletto-2094 © Rupert Larl

Üppiges Treiben am Hof von Mantua – Rigoletto in Innsbruck

Vergnüglich treiben es die Höflinge am Hof des lebenslustigen Herzogs von Mantua, der sich mehr für Frauen als für das Regieren interessiert in der Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Rigoletto am Innsbrucker Landestheater. Der Regisseur Dale Albright ist dort Ensemblemitglied und stand dort in vielen Produktionen auf der Bühne. Viele Erfolge feierte er in verschiedenen Musicals und dort scheint er auch beheimatet. So wirken die großen Szenen am Hof mit ausgefallenen schrägen Kostümen mit überdimensionierten Krägen von Gera Graf für den bestens eingestimmten Chor und Statisten in enganliegenden Radlershorts, Masken und Tarnkappen sowie die Choreografie als eine gelungene Neuauflage der gefeierten Rocky Horror Picture Show. Wolfsköpfe mit leuchtenden roten Augen dienen als effektvolle Maske im zweiten Akt für den Raub Gildas.

Die Bühne gestaltet Heinz Hauser passend abstrakt und er beschränkt sich auf ein paar unterschiedlich große aufgestellte Rahmen, eine Gitterwand, die unterschiedlich beleuchtet wird und einen Laufsteg. Schnell kann so ein Umbau für die einzelnen Bilder von Statten gehen und der Handlungsfluss wird nicht aufgehalten. In einem Interview arbeitet der Regisseur die Doppeldeutigkeit verschiedener Charaktere wie insbesondere des Titelhelden, aber auch von Giovanna, der Gesellschafterin seiner Tochter, des Sparafucile oder auch des Herzogs selbst heraus, in der Umsetzung ist dies nicht mehr erkennbar. Rigolettos Haus ist eine hell erleuchtete Terrasse mit mächtigen Blumen, das Haus Sparafuciles eine Wand mit Tür und Treppe, an dem ein Steg zum Fluss vorbeiführt. Dichte Nebelschwaden stimmen auf die Tragödie ein.

Flott, sehr flott ist das Dirigat von Seokwon Hong und er drängt die Sänger zu Beginn zu wahrer Wortakrobatik. Nach den ersten Szenen findet sich der Ausgleich und das Tiroler Symphonieorchester stellt wieder seine außerordentliche Qualität unter Beweis. Der junge Koreaner setzt viele Akzente, bringt kräftige alles bestimmende Fortissimo, aber es fehlt ihm noch das Gespür für die feine Melodieführung und die romantische italienische Bildsprache Verdis.

Mit seiner Größe und Körperfülle nimmt Kiril Manolov als Rigoletto schnell die Führung auf der Bühne ein. Mit einem schweren roten Mantel und überdimensionierten schwarzen Zylinder wird der Effekt noch gesteigert. Der bucklige Narr ist die einflussreiche graue Eminenz am Hof. Sein dunkel gefärbter aber lyrischer Bariton gibt ihm ausreichend Raum der Rollengestaltung und läßt seine Gefühle ausdrücken. Sein Flehen um Hilfe bei der Suche der geraubten Tochter markiert auch die Wut des Hilflosen, der seine Macht verspielt hat. Die Rache wird zu einem letzten Aufbäumen in der Resignation. Mühelos bewegt er sich stimmlich in allen Höhen, bleibt klar und wortverständlich – eine überzeugende Ausgestaltung dieser ausgefeilten Paraderolle. Der junge Mexikaner Fabian Lara zeigt als Herzog seinen frischen jugendlichen Tenor mit ausgeprägter Kraft die sich zu den Höhen verdünnt. Sicher setzt er seine Töne, weiß kantilenenhaft seine Arien zu gestalten. Lebendig zieht er lange Melodiebögen und phrasiert ausgewogen. Svetlana Moskalenko wirkt als Gilda hölzern. Die Regie lässt die zierliche Russin zudem noch mehrmals auf den Sessel steigen, um ihren geliebten Vater zu umarmen. Ihre hohen Koloraturen klingen unsauber intoniert, ihr eher dunkler Sopran lässt die jugendliche lyrische Wirkung vermissen. Unnstein Arnason ist ein sicherer aber wenig durchschlagender Bass für den Fluch des Grafen Monterone. Johannes Maria Wimmer und Camilla Lehmeier spielen ein gewitztes munteres Geschwisterpaar als Sparafucile und Maddalena.

 

Das Publikum spendet viel Beifall und Begeisterung für diese stimmige kluge Inszenierung auf hohem musikalischem Niveau.

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