Turandot in München ein Spektakel mit viel chinesischen Kolorit

Xl_img_1495 © Winfried Hösl
Seit der Premiere besitzt diese aktionsreiche Inszenierung des catalanischen Regieteams Fura dels Baus Kultstatus und auch diese Wiederaufnahme war schnell ausverkauft. Es wird auch einiges geboten. Eisläufer spielen vor dem Kaiserhof Eishockey mit den Köpfen der unglückseligen Prinzen, die die Rätsel der magischen Prinzessin nicht zu lösen vermögen. Immer wieder wirbeln Akrobaten auf Trapezen durch die Luft. Breakdancer führen coole Schrittkombinationen vor. Mit 3D Brillen können die Zuseher auch noch weitere optische Effekte erleben. Franc Aleu sorgt für stimulierende Videos und Urs Schönebaum für die richtige Ausleuchtung der Bühne, die stimmungsvoll gelingt. Bunt und edel sind die Kostüme, Masken und Frisuren von Chu Uroz. Sicher ein Spektakel das sich mit jeder Open air Aufführung messen kann. Aber nicht nur passen die Bilder und Szenen zum Libretto, es bleibt auch nicht überfüttert, sodass die musikalische Gestaltung im Mittelpunkt bleibt. Dafür sorgt insbesondere Pinchas Steinberg mit seinem zackigen lautstarken Dirigat. Die Forte laufen Gefahr zu übersteuern, romantische Klangwelt und Lyrik unterdrückt er und treibt den Rhythmus der Partitur zu wuchtigen Fermate mit Unregelmäßigkeiten in den Einsätzen. Dieser Puccini kommt nicht ins Schwingen sondern treibt, drückt und überschüttet im Hörerlebnis. Massenveranstaltungen und politische Machtdemonstration können so nachempfunden werden. Die im Keim wachsende Liebe zwischen Calaf und Turandot sowie die liebevolle Treue bis in den Lius finden nicht ihren Platz. Das liegt auch an der Ausdruckskraft der Sänger. Yonghoon Lee hat eine grosse Naturstimme die beeindruckt aber Nuancen und Emotionen vermissen lässt. Seine grosse Arie "Nessun dorma" wird zum Wertstreit mit dem Orchester und zur Kraftdemonstration an der Rampe. Dies hat man hier im Hause schon anders gehört. Mehr Farben zeichnet Anna Pirozzi als elegante und keineswegs monströse Turandot. Klar und sicher bleibt sie in den Höhen, vermeidet Schärfe und setzt weniger Dramatik ein. Viel Aufmerksamkeit erziel Golda Schultz als liebende treu Sklavin, die am Ende vom schnell wachsenden Bambus aufgespiesst in die Höhe gehoben wird. Sie passt gut in die Rolle des mädchenhaften Opfers. Lyrisch ist ihr Sopran ausgestaltet dazu hat sie einen weichen Klang in allen Lagen. Das Ensemblemitglied der Staatsoper Stuttgart Goran Juric ist ein solider Timur. Mattia Olivieri, Kevin Conners und Galeano Salas ergänzen sich gut als die drei rührigen Minister Ping, Pang und Pong. Elegant in unifarbenen chinesischen Kleidern dürfen sie zu ihren Träumen auch effektvoll schweben. Ein erlebnisreicher spannender unterhaltsamer Abend der musikalisch untermauert wird. Das Publikum bleibt vom Werk und dessen Inszenierung gefangen und spendet lang anhaltenden Beifall. | Drucken

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