Starriege im Bilderzauber mit Stimmung und Ästhetik - Walküre in Neapel

Xl_24f782f0-1953-4f34-959b-f024d40d4963 © Laetitia Grevers

Richard Wagner Walküre Teatro San Carlo 23.April 2023

Starriege im Bilderzauber mit Stimmung und Ästhetik - Walküre in Neapel

2005 feierte diese Neuinszenierung unter der Regie von Frederico Tiezzi Premiere und noch immer beeindruckt die Gestaltung der Bühne durch Giulio Paolini. Ein großes Stahlgerüst als transparenter Würfel bildet den Rahmen für die Weltesche in Hundings elegantem Haus, die starken Mauern Walhalls sowie die Felsen der Walküren. Immer wieder heben goldene Bilderrahmen Requisiten hervor, wie Notung im Stamm oder Heldentorsi der Walküren. Livrierte Diener in Barockkostümem und Perücken verleihen Walhall höfische Pracht. Dazu verwandelt die Lichtregie sowie Videoprjektionen die sonst leere Bühne in vielfältige Stimmungen. Alles edel mit Geschmack. Dunkles Rot beendet den Feuerzauber.

Ebenso stilecht die Kostüme von Giovanna Buzzi der Zeit der Komposition entsprechend. Auch in der Farbauswahl mit kräftig rot für Brünnhilde, grün für Fricka und silbergrau für die Walküren ist für Abwechslung gesorgt.

International und edel ausgewählt sind die eingeladenen Sänger und Sängerinnen. Allen voran liefert Christopher Maltman in seinem Rollendebüt als Wotan die hervorstechendste Leistung. Sehr wortverständlich, klar und ausgeprägt ist sein Vortrag, seine Stimme makellos mit einem vollen dunklen Timbre. Dazu gewohnt intensiv sein Spiel. Das ist auch die Stärke von Jonas Kaufmann. Sein Siegmund gelingt weitgehend sicher mit manch schlanken Höhen. Extrem in Volumen und Tempo reduziert sein Monolog im ersten Akt. Hier schafft temperamentvoll Vida Mikneviciute als Sieglinde Abhilfe. Leicht dunkel aber mit stahlender Höhe muntert sie den Bruder auf und flösst ihrem Liebesgesang Leben und Emotionen ein. John Relyea ist ein verwegener mitunter furchterregender Hunding in seiner Erscheinung, stimmlich wirkt er blasser. Okka von der Damerau tritt zunehmend als Brünnhilde der Walküre auf. Der Mezzosopranistin fehlt die sichere schillernde Höhe der gefürchteten Walkürenrufe, dafür liegt ihre Stärke im Gesang. Sehr deutlich, mit geschliffenen Nuancen und vollmundig tritt sie als streitbare liebende Tochter dem Vater entgegen. Sich verteidigen und ihre Interessen durch setzen kann Varduhi Abrahamyan als Fricka. Die französisch armenische Mezzosopranistin hat eine hoheitsvolle Haltung, in der Diktion leider wortundeutlich. Farblich expressiv ist ihre Mezzo mit manch scharfem Ton passend.

Die Walküren rufen heldinnenhaft, mit sehr unterschiedlichen Färbungen, wirbeln flitt auf der Bühne und werden in ihrer Arbeit mit weiteren Walküren unterstützt. Die Familie scheint gewachsen zu sein. Dan Ettinger hält am Pult alles fest zusammen. Mit deutlicher Geste hält er die Musiker im Tempo, vollbringt romantische Entladung, bleibt in der Interpretation manche Details schuldig.

Große Begeisterung im Publik mit zahlreichen internationalen Gästen, Teatro San Varlo erstrahlt nach der Renovierung in vollem Glanz und meldet sich mit großer Oper zurück.

Dr. Helmut Pitsch

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