Riccardo Muti liefert mitreißende Italianita und Dramatik mit Nabucco in Ravenna

Xl_afe1c242-d35c-44f5-a8d8-315f19179327 © Zani_Casidio

Giuseppe Verdi Nabucco Teatro Alighieri Ravenna 17.12.2023

Riccardo Muti liefert mitreißende Italianita und Dramatik mit Nabucco in Ravenna

Es ist wohl der berühmteste Chor, der Gefangenchor aus Verdis Freiheitsdrama Nabucco. Im Teatro Alighieri wird er zum Höhepunkt eines unvergesslichen Abends,In feinstem Piano steigen aus dem quasi nichts 80 Choristen in eine zarte, fragile Orchestereinleitung ein. Es bleibt intim, steigert sich behutsam ohne eine kämpferische Freiheitsode zu werden sondern den legitimen Wunsch nach Freiheit eine rührende Sprache zu geben. Transparent, exakt und behutsam ausmusiziert ist der ganze Abend dieser semikonzertsnten Aufführung unter der Stabführung von Riccardo Muti.

Das italienische Fach ist seine Heimat wie Spezialität. Schon in der Ouvertüre zeigt er alle Fassetten der dramatischen Handlung in jedem Detail ausgearbeitet. Das Leid der Unterdrückung, Stolz und Mut derer, die Zuneigung und das persönliche Drama der jungen Liebenden, Rache und Machtgier wie der Wahnsinn und die Verzweiflung des Titelhelden finden Platz in einem feurigen Dirigat. Muti kennt und kann die gerühmte italianita. Das Blech kann militärisch schmettern, die Cellisoli schwingen berührend zu den feinen Stimmen, die Streicher kommen samten weich oder frech und hart. Das Orchestra Giovanile Luigi Cherubini überzeugt sicher und bestens vorbereitet mit einem innig und immer sehr aufmerksamen Spiel unter ihrem Gründer. Seit 2004 arbeitet Muti mit jungen Musiker an dem Klangkörper, auch sehr nach seinen Interpretationsvorstellungen.

Wie bereits am Vorabend des laufenden Festivals unter dem Titel Trilogie liefert der Bildkünstler Matteo Succi unter dem Künstlernamen Svccy kraftvolle Bildprojektionen. Wiederum ist der Bezug zur Handlung in jedem Ausschnitt gegeben. Der Turm zu Babel, Tora und weitere jüdische Symbole finden sich wieder wie Wüste oder dicke Metallgitter mit dem Blick in den Palastgarten. Die Bilder wandern immer wieder in der Vergrösserung dem Betrachter zu und lösen sich ineinander auf.

Ein ausgezeichnetes, gut ausgewähltes junges Sängerensemble runden den außerordentlichen Abend ab. Serban Vasile passt mit seinen langen lockigen Haaren zum immer wieder eingeblendeten Löwen. Weich und samten voll, nicht zu dunkel ist sein Bariton. Klar und gut führt er seine Stimme, folgt genau den achtsamen Anweisungen des Maestro. Schmerzvoll ertönt sein Leid, hoffnungsvoll sein Aufbegehren. Als Herrscher und gegenüber seiner streitbaren Tochter verliert er in der Wirkung. Lidia Fridman verkörpert seine mutige unerschrockene Tochter Abigaille. Mit gespürter Bestürzung und Auflehnung entdeckt sie ihre Abstimmung. Ihre Stimme hat eine angenehme Mischung aus Dramatik und weicher Intonation. Francesca Di Sauro ist eine zurückhaltende Fenena. Rein und schimmernd klingt ihr Sopran, der leicht in der Höhe geführt wird. Evgeny Stavinsky ist als Zaccaria ein überzeugend würdiger Führer. Sein satter voller Bass macht Ihn zu einer natürlicher Autorität, die erhört und der zugehört wird. Riccardo Rados erfreut mit einem sicheren gut ausgesungenen Tenor als Ismaele. Er führt Melodien mit dunklem Timbre, zeigt wenig Druck in der Höhe und öffnete seine Stimme weit in Melodiebögen.

Ein Abend großer musikalischer Leistungen und mitreißender Darstellungen gipfelt in einem lautstarken Beifall mit vielen Bravi.

Dr. Helmut Pitsch

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