Principessa Anna Netrebko beherrscht Peking und die Arena von Verona

Xl_arena2021 © Helmut Pitsch

Opera Festival Arena di Verona - Giacomo Puccini Turandot Besuch am 5.8.2021

Principessa Anna Netrebko beherrscht Peking und die Arena von Verona

Es war wieder einmal ihr Abend. Ihre Darstellung der eiskalten Principessa und ihr Weg von Grausamkeiten zu romantischer Liebe wurde zum Triumph. Die monumentale einzigartige Kulisse der antiken römischen Kulisse bildet den pittoresken Rahmen an diesem lauen Sommerabend und die Lockrufe der Zikadenmännchen spenden eine lautmalerische Untermalung. Das Spektakel Arena findet unter strengen Sicherheitsvorschriften 2021 vor 5000 Zuschauer Maximalbesetzung statt.  Die geplante Aufführung der gefeierten Franco Zeffirelli Inszenierung und  Ausstattung musste demnach einer Neuausstattung durch Michele Orcese weichen, um dem Chor auf den Steinstufen seitlich der Bühne mit Mindestabstand platzieren zu können. Ein grosse mehrstöckige Platform mit breiten Stufen bildet dieTerrassen des Kaiserpalastes in Peking.

Auf grossflächigen Projektionen im Hintergrund werden von D- Wok ästethische Stimmungsbilder zumeist aus typischen chinesischen Malereien mit Motiven der verbotenen Stadt Pekings stimmungsvoll zu einem fernöstlichen Ambiente zusammengefasst. In rotes Sonnenlicht oder in mystisches hellblasse Mondlicht ist der Palast getaucht. Blicke in Chinesische Landschaften tauchen zur Szene von Ping Pang Pong auf. Hierzu hat es eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Museum von Parma geheben. Zum Schlussapplaus wird der Komponist Giacomo Puccini geehrt, dessen Porträt auf die Kulisse schaut. Die aufwendigen farbenreichen Kostüme sind dem eleganten historischen Kleidungsstil Chinas inklusive Masken, Gesichtsbemalung und Haartracht nachempfunden.

Es gibt Platz genug für viele Statisten, die als dunkel gekleidetes Volk vor dem Palast von Säbelträgern geknechtet werden oder den Hofstaat vom Kaiser und dessen Tochter repräsentieren. Calaf, der Fremde,ist zentralasiatischer Tracht nachempfunden. Die Personenführung ist wenig ausgefeilt und durchdacht. Kleine Tanzeinlagen wirken plump. Alles läuft sehr traditionell ab und das Augenmerk liegt auf der musikalischen Interpretation unter der Führung von Jader Bignamini. Der junge Italiener führt routiniert und sicher, weiß mit den speziellen  Gehebenheiten der Arena und dem großen Orchester umzugehen. Die Exotik der Partitur als auch die Expressivität kommt gut zur Geltung. Satte vollmundige melodische Begleitung wie zackige Rhythmik treten hervor. Für die Sänger beweist er Augenmaß und Rücksicht. Anna Netrebko brilliert in Ausdruck und Stimmvermögen in ihrer Darstellung der Turandot. In ihrem ersten Auftritt steckt bereits die höchste Herausforderung in der Arie "in questa reggia", die sie glanzvoll und nuancenreich ausfüllt. In der Frageszene wirkt sie mysterien- und rätselhaft. Ihre Präsenz und Ausstrahlung ziert sie mit wohlüberlegten Gesten und Mimik. Ihr Gatte Yusif Eyvazov kann hier nicht mithalten, meistert aber seine Rolle des heldenhaften Prinzen Calaf standhaft. Sein Tenor ist kräftig und vollmundig. Das füllt die Arena. Der Ton sitzt tief in der Kehle und formt sich schwer mit wenig Flexibilität. Aber es reicht um die Liebe der Prinzessin zu gewinnen. Ruth Iniesta als Liu erreicht zu recht viel Begeisterung für ihre große Schlussarie. der Liu mit einer innigen schön ausgesungenen Melodieführung. Riccardo Fassi als Timur mimt den gebrechlichen Vater Calafs auf Wanderschaft, der sich noch kräftig ausdrücken kann. Ein munteres sehr gesangsfreudigescTrio geben als Ping Pong Pang Alexey Lavrov, Marcello Nardis und Francesco Pittari ab.

Viel Beifall und immer wieder herzhafte italienische Bravi aus dem Publikum. Wie schön, die unvergleichliche Arena in Pandemie Zeiten so nah am Gewohnten zu erleben.

Dr. Helmut PItsch

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