
Giuseppe Verdi Rigoletto Opera Incognita 22.5.2025
Opera Incognita Rigoletto mit Caravaggios Blick neugedacht
Der Musiker und Pädagoge Ernst Bartmann und der Regisseur Andreas Wiedermann führen die unabhängige private Opernkompagnie Opera incognita mit Sitz in Dorfen, Oberbayern. Über die Jahre hat sich das Duo eine Reputation für außergewöhnliche Opernabende an ausgefallenen Orten mit immer wieder intelligenten überzeugenden Regiekonzepten erarbeitet. Zur Zeit begeistern sie das opernaffine Publikum in München mit einer beeindruckenden mitreißenden Inszenierung von Giuseppe Verdis beliebter Oper Rigoletto.
Inspiriert von dem bedeutenden Maler des Frühbarock und Meister des Lichts Caravaggio baut Andreas Wiedermann sein Regiekonzept für dieses vielgespielte Werk auf. Angelehnt an verschiedene Szenen aus den Gemälden des italienischen Künstlers spannt er einen Bogen zur Handlung der Oper. Dabei lässt er wie im Staccato das Geschehen ablaufen. Der Lichtgestaltung von Paul Robl und Weronika Wrona kommt entscheidende Bedeutung zu. Immer wieder wird die Bühne der Allerheiligen Kirche verdunkelt, die Mitwirkenden nehmen neue Stellungen ein und das Licht fällt aus unterschiedlichen Winkeln ein, wie aus den faszinierenden Bildern des italienischen Malergenies bekannt. Der Betrachter fühlt sich an dessen Meisterwerke wie das Abendmahl in Emmaus oder Amor als Sieger erinnert, wenn auch ein Engel der leidenden Gilda zu Hilfe kommt. Anton Empl gestaltet die Bühne pasend mit wenig Mitteln ein großer leerer Bilderrahmen an das Halbrund der Apsis gelehnt dominiert und stellt symbolisch den Bezug zu den Vorlagen her. Ein pasr gedeckte Tische, ein Tür- und Fensterrahmen, ledergepolsterte Stühle reichen, um alles ins richtige Licht zu setzen. Barbara Gruber und Karin Schaffer haben ihre Anregungen zu den Kostümen ebenso den Kunstwerken von Michelangelo Merisi entnommen, der sich nach der Heimatstadt seiner Eltern Caravaggio nennt.
Als weitere Brücke setzt Wiedermann noch eine Rahmenhandlung in Form eines Museumsbesuches kurz vor Schließung auf. Eine Putzfrau mit Besen kehrt noch die Bühne, ein Wächter dreht noch eine Runde bevor der Opernabend beginnt. Dazu wird im Hintersgrund noch die Geschichte eines Gemäldes einns unbekannten Meisters auf die Wand projeziert und gesprochen. Beides liefert nicht wirklich einen Mehrwert für die sonst so gelungene Interpretation und überfrachtet mit weiteren Eindrücken den Abend.
Musikalisch gelingt Ernst Bartmann mit kleiner Truppe von engagierten Musikern großen Opernflair zu erzeugen. Nach einer kurzen Gewöhnungsphase lässt sich der Zuhörer auf den reduzierten aber umso eindringlicheren Klang ein und lässt ein Opernorchester nicht vermissen. Am Klavier versteht es Bartmann alle zu führen, mit Raffinesse Emotionen zu bewirken und alle Mitwirkenden inklusive eines kleinen Chores auf Schiene zu bringen und zu halten. Mitunter greift er resolut in die Tasten, um Tempi und Expressivität herauszulocken oder romantische Melodien schwingen zu lassen.
Dazu haben die beiden Initiatoren wieder ein sehr respektables Ensemble zusammengebracht. Mit Robson Bueno Tavares steht ein Rigoletto auf der Bühne, der wenige Wünsche offen lässt. Auch wenn so manche Höhe weniger strahlt, umso ergreifender und durchdringender gestaltet er mit seiner kräftigen warmen Stimme seine großen Arien. Dieser Rigoletto ist ein durchtriebener Haudegen mit weichem Kern. Hohe Professionalität zeigt die erst 25 jährige Anna Krikheli als Gilda. Die Studentin an der Hochschule für Musik in München überzeugt mit perfekter Technik, Stimmkraft und hoher Flexibilität. Dem Herzog von Matias Ravelka fehlt die Kultiviertheit im Gesang. Die hohen Töne sitzen konzentriert, der Fluss seiner Melodien bleibt holprig. Roxana Mihai als Gräfin Ceprano, Giovanna und Maddalena sowie Gustavo Castillo Estrada als Sparafucile und Monterone erfreuen in mehreren Rollen. Sicher und ausdrucksstark im Gesang sind sie auch gute Schauspieler.
In dem ehrwürdigen Rahmen der unverputzten Allerheiligenkirche bestens aufgehoben, überzeugt diese kluge schlüssige Inszenierung das zahlreich erschienene Publikum. Großer Beifall und Begeisterung.
Dr. Helmut Pitsch
23. Mai 2025 | Drucken
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