Mutlos und leblos Tristan in Bayreuth

Xl_img_1575 © Enrico Namrath

Die Tristan Handlung fusst einer mittelalterlichen Erzwählung. Anregungen von Arthur Schopenhauer, mit dem Richard Wagner einen philosophischen Austausch pflegte, führten zur seiner Vertonung als Ausdruck seiner schwärmerischen Einstellung für die Rückkehr in das Ureine der Romantik aber auch seine schwärmerische Begeisterung für Mathilde Wesendonck während seines Aufenthaltes in der Schweiz. Er unterbricht 1857 die Arbeit am Ring des Nibelungen und stellt nach intensiver Arbeit 1859 die Partitur fertig. Nach der Berufung Wagners nach München durch Ludwig II kommt es nach mühsamen Vorbereitungen 1865 zur erfolgreichen Uraufführung dort. Wie bei keinem anderen Werk Richard Wagners scharen sich um den Tristan viele Legenden, seine musikhistorische Wirkung vor allem in der Harmonik bis ins 21. Jahrhundert spürbar.

Nun inszeniert seine Urenkelin Katharina Wagner als Intendantin der seiner geschaffenen Bayreuther Festspiele dieses mystischen Musikdramas um unerfüllte Liebe, Zaubertrank und Liebestod. Ein Gewirr von Treppen im Schiffsbauch auf denen sich Tristan und Isolde immer noch schwer verliebt nicht finden sollen, und dies auch Kurwenal und Brangäne zu verhindern wissen. Da braucht es nicht mehr viel Liebestrank, also wird er gestenreich zelebriert und am Ende verschüttet. Befremdlich geht es weiter an dem Abend. Isolde und Brangäne werden in einen Gefängnisraum geführt, Melot und Häscher beobachten aus der Höhe mit Scheinwerfern das Treiben. Metallkonstruktionen liegen herum und sind an den schwarzen Wänden montiert. Auch Tristan und Kurwenal werden hereingeführt und es kommt zum Treffen der Geliebten, ohne dass es zur innigen Vereinigung kommt. Isolde versucht noch ein Zelt als Schutz und Liebeshöhle aufzubauen. Aber dies misslingt. Die Liebessehnsucht " o sink hernieder, Nacht der Liebe" weicht eher einer Selbstzerfleischung aus Liebe. Ausdauernd verbiegen die Liebenden eine Metallspirale und fügen sich selbst blutende Verletzungen bei. Der gefangene Tristan wird mit verbundenen Augen am Boden kniend von Melot hingerichtet. Im letzten Bild treibt es den sterbenden Tristan in seinen Traumphantasien zu Erscheinungen Isoldes, die zu spät an das Totenbett eilt. Im Stuhl aufgebahrt sitzt Tristan, Isolde besingt an ihm kauernd den Liebestod. Der beteogene König Marke führt die Phantasierende ab, der Frevel ist gesühnt. Ein dunkle metaphysische auch kontroverse Interpretation von der Hausherrin Katharina Wagner mit wenig Bildern und Bewegung.

Richard Wagners großes Liebesepos entsteht im Orchestergraben, gezeichnet von Christian Thielemann. Mit klarem feinem Pinselstrich malt er Impressionen und Stimmungen, differenziert Klänge, kitzelt förmlich aus jedem Musiker sein Innerstes heraus. Wohldosiert und hoheitsvoll füllt sich das große Festspielhaus mit berauschendem Klang, der unvergleichlichen Akustik sein dank. Stefan Vinke singt sicher und mit Inbrunst seinen Tristan, bleibt aber eindimensional in der Ausformung von Gefühlen. Petra Lang möchte Isolde intensiver gestalten, kämpft um die Töne besonders in der Höhe und wirkt überdramatisch unverständlich. Christa Mayer wacht inniglich und weich als Brangäne, Geer Grimsley als Kurwenal dafür aggressiv und laut. Ein Höhepunkt des Abends Georg Zeppenfeld als König Marke. Grosse Begeisterung beim Publikum.

Dr. Helmut Pitsch

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