Musikalisch exzellent und modern lebendig auf die Bühne gebracht

Xl_efba1c0a-3601-4f49-a520-dd1af58b1e5f © Helmut Pitsch

Claudio Monteverdi Il ritorno d’Ulisses in Patria Monteverdi Festival Cremona 10.6.2025

Musikalisch exzellent und modern lebendig kehrt Ulisse nach Cremona zurück 

Nur eine anonyme Partiturabschrift der Oper Il ritorno d’Ulisses in Patria in Wien rettete das Überleben dieses bedeutenden Werkes für die Musikgeschichte. Sie enthält nur Melodien ohne Taktangaben oder Instrumentierung. Ihr Schöpfer Claudio Monteverdi ist ein Wegbereiter der modernen Oper. Von seinen vermutlich 18 Opern sind nur drei erhalten. 1567 wurde der Komponist in Cremona in der oberitalienischen Poebene geboren. Seit nunmehr 42 Jahren ehrt die Stadt ihren berühmten Sohn mit einem Festival, das seinen Namen trägt und viele seiner Werke zu Aufführung bringt. Im Teatro Ponchielli, benannt nach einem weiteren bedeutenden Opernkomponisten und Bürger der Stadt Amilcare Ponchielli, werden Monteverdis Opern immer wieder zum Leben erweckt.

Für die diesjährige Saison hat die Leitung sich für eine Neuinszenierung der Oper Il ritorno d’Ulisses in Patria entschieden, die verschiedene Gesänge am Ende der altgriechischen Dichtung Odyssee von Homer inhaltlich umfasst. Der Held kehrt nach seiner zwanzigjährigen Irrfahrt als Bettler verkleidet auf seine Insel und in sein Königreich zurück. Penelope, seine Frau, steht dort den Brautwerbern gegenüber und hofft auf die Rückkehr des Gatten. Als List gibt sie den drängenden Herren die Aufgabe Odysseus Bogen zu spannen. Die Kandidaten scheitern, Odysseus gibt sich durch die Erfüllung der Aufgabe zu erkennen und tötet mit Pfeil und Bogen die Widersacher. Erst mit der Preisgabe des Geheimnisses des Ehebettes kann er im lieto fine auch seine geliebte Frau von seiner Identität überzeugen.

Davide Livermore ist ausgebildeter Sänger, Kostüm- und Bühnenbildner, mittlerweile aber als Regisseur an allen großen Operrnhäusern international sehr erfolgreich. Für seine lebendige nahezu cineastische Regie hat er sich Eleonora Peronetti und das innovative high tech Designstudio D Wok für die Bühnenbildgestaltung zur Seite geholt. Technisch perfekt und creativ verwandelt sich das ständig an die Bühnenrückwand projezierte Bühnenbild ineinander fließend. Die verspiegelten Seitenwänden vermitteln einen dreidimensionalen in die Tiefe gehenden plastischen Effekt. Immer wieder kehren Ansichten eines griechischen Dorfes, ein Blick auf das sich bewegende Meer oder ein vorbeifahrendes Schiff wieder. Ebenso plastisch ist die Qualität, wenn es um das Innere das Palastes geht. Kein Unterschied zu echten haptischen Bühnenbildern ist erkennbar. Antonio Castro rückt das Geschehen dazu ins rechte Licht.

Livermore sorgt für eine sehr natürliche, gestenreiche Personenregie, die die gesamte Bühne als auch den Saal bespielt und alle Mitwirkenden miteinbezieht. Die Lebendigkeit verbindet sich geschickt mit den Gesangsnummern, die den Ablauf nicht unterbrechen sondern harmonisch einbezogen sind. Das verlangt auch schauspielerisches Können von den Sänger, die sehr aktiv und mit Freude mitwirken.

Den Held Ulisse verkörpert überzeugend Mauro Borgioni in Haltung und Auftritt. Geschätzt für seine Expertise der Barockmusik ist er an vielen Häusern als Ulisse bereits aufgetreten. Auch in Cremona gelingen ihm leicht und fließend die Melodien, Koloraturen und dramatischen Stimmungen. Streitbar wird Penelope von Margherita Sala mit kerniger Stimme präsentiert. Sie zeigt sich von Zweifeln getrieben in trauriger Stimmung und nur schwer dem Glück entgegenschauend. Jung, frisch und vertrauensvoll ist Telemaco, beider Sohn bei dem Engländer Jacob Lawrence umgesetzt, lyrisch und höhensicher ist sein Tenor. Arianna Vendittelli ist eine präsente wendige Minerva mit schön bunt ausgeführten Gesangsnummern. In Il Tempo und Nettuno zeigt Luigi De Donato seine Flexibilität und kräftige Bassstimme. Ebenso erfreut Giulia Bolcato in den Rollen der Amore und Giunone. Als Giove zeigt sich Valentino Buzza fassettenreich.

Musikalisch trägt das Orchester La Fonte Musica mit Originalinstrumenten den Abend unter der fachkundigen Leitung ihres Gründers a. Engagiert und mit viel Gefühl führen die Musiker ihre unterschiedlichen Instrumente vor, begleiten sehr sensibel die Solisten und horchen intensiv aufeinander im Zusammenspiel. Der Dirigent führt die Instrumente und Sänger harmonisch zusammen, achtet suf Tempi und inbesondere auf das Volumen der Klanggebäude, um transparent, klar umd kammermusikalisch zu bleiben.

Eine würdige sehr ausgefeilte und intensiv mit dem Werk auseinandergesetzte musikalische Interpretation wird an diesem Abend mit einer modernen erfrischenden packenden visuellen Umsetzung gekrönt. Großer Beifall für alle Mitwirkenden.

Dr. Helmut Pitsch

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