Met Stars live in Concert – Streaming Reihe der Metropolitan Opera

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23-1-2021 Met Stars live in Concert – Streaming Reihe der Metropolitan Opera

Die Metropolitan Opera hatte im letzten Jahr für Schlagzeilen gesorgt indem sie vorerst bis Ende 2021 ihren Spielbetrieb einstellte und ihr umfangreiches Archiv von Live Aufnahmen ins Internet stellte, zum Teil kostenlos, zum Teil gegen Entgelt. Nunmehr kristallisiert sich immer mehr heraus, daß der Kulturbetrieb auch in Europa viel länger vom Lockdown ausgebremst wird und viele Häuser ihre Aktivitäten ebenso ins Internet verlagern.

Bereits für letzten Herbst war das Live Konzert von Sondra Radvanovsky und Piotr Beczała im Rahmen der Live Konzertreihe der Metropolitan Opera „Met Stars in Concert“ geplant. Nunmehr wurde aus der Stadthalle Wuppertal in die ganze Welt übertragen. Zur Einleitung stellt Intendant Peter Gelb aus dem Kontrollraum in New York die Technik und die verantwortlichen Mitarbeiter der Satellitenübertragung hinter der Bühne vor.

1900 wurde die Historische Stadthalle am Johannisberg in Wuppertal eröffnet. Im Stil der Neorenaissance italienischer Prägung e Konzerthalle im gebaut im erbaut verfügt sie über eine ausgezeichnete Akustik und eine der größten Orgeln Deutschland. In den Kriegen blieb sie zum Glück unversehrt. Nur in den Konturen bläulich ausgeleuchtet, umrahmt von Kerzenlicht wird eine besondere intime Atmosphäre in dem leeren Konzertsaal, der immerhin 1500 Zuschauer fasst, geschaffen.  Auf einem Podium inmitten des Saales nimmt der Pianist Vicenzo Scalero am Flügel seinen Platz ein. Er wird die beiden Gesangsstars souverän und einfühlsam mit eigener Toncz und Gefühlssprache durch ein ausgewähltes Programm von Opernarien und Duetten begleiten.

Die US-amerikanerin Sondra Radvanovsky beginnt das Konzert mit der Arie der Leonore aus Forza del Destino (Giuseppe Verdi) „Pace, pace mio dio“. Dunkel und dramatisch erklingt ihr Sopran, sie sucht einen pathetischen Einstieg, aber es scheint, dass sie noch mit den akustischen Gegebenheiten im Saal arbeitet. In Grossaufnahme begleitet die Kamera die sehr konzentriert wirkende Sängerin.

Viel Druck um gleich zu Beginn mitzureißen lässt Piotr Beczała in seiner Eingangsarie aus Luisa Miller „Quando le sere al placido“ spüren. Er nimmt sich aber hörbar zurück und findet rasch die Balance und formt weich und hell die Höhen.  Im anschliessenden Duett aus Giuseppe Verdis Un Ballo in Maschera finden die beiden gefühlvoll als Paar, das sich ihre Liebe gesteht, zueinander.

Anschliessend richtet Piotr Beczała Worte des Dankes und der Hoffnung an die Zuschauer. Er beschwört die heilende Kraft der Oper für eine Erholung der Welt.

In der Arie „Come un bel di di maggio“ aus Andrea Chenier von Umberto Giordano zeigt der Pole seine Qualitäten. Mit Schmelz und Gefühl gestaltet er die Volkslied geprägte Arie mit hinreissender Pathetik und Leichtigkeit.

Auch Sondra Radvanovsky findet das Lot zwischen Lyrik und Dramatik in der bekannten Bravourarie für Sopranistinnen „La Mamma morta“. Gefühlvoll ehrlich und realistisch meistert sie diese anspruchsvolle Arie. Die beiden Stars der Opernbühne laufen weiter zu Höchstform und zeigen in Nuancen und Flexibilität die unterschiedlichen Gefühlswelten in weiteren Arien und Duetten aus Giacomo Puccinis Manon Lescaut, Pietro Mascagnis Cavalleria Rusticana oder Francesco Cileas Adriana Lecouvreur.

In der kurzen Pause ergänzt das Archiv der Met den Abend mit Ausschnitten von Live Auftritten den beiden in vorangegangenen Produktionen.

Der letzte Teil des Abends ist slawischen Komponisten gewidmet. Piotr Beczała beginnt mit einer einfühlsamen Arie aus Halka, der gleichsam polnischen Nationaloper von Stansilav Moniuszko, Bevor Sondra Radvanovsky die berühmte Arie an den Mond aus Antonin Dvoraks Rusalka singt richtet auch sie Worte an die Zuschauer und bringt Ihr Hoffnung für die Künstler zum Ausdruck. Bewegend ihre Widmung der Arie an ihren Vater und ihre anschliessende Interpretation.

Nach dem finalen Duett aus dieser böhmischen Nationaloper verabschieden sich die Künstler von ihrem imaginären Publikum im Raum, ohne tosenden Applaus der Anerkennung wie sonst sicherlich zu erwarten gewesen wäre.

Den nächsten Abend in dieser künstlerischen Reihe der Superlative für Anna Netrebko aus dem Prunksaal der Spanischen Hofreitschule aus Wien gestalten.

 

Dr. Helmut Pitsch

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