Macbeth in martialischen Bildern in München als Wiederaufnahme

Xl_d7ec1962-97fb-475f-ac91-566d919f6ffa © Winfried Hösl

Opernfestspiele München Macbeth am 29.7.2021

Macbeth in martialischen Bildern in München als Wiederaufnahme 

Düsternis und Grausamkeit herrscht über Schottland, verinnerlicht im Bühnenbild von Martin Zehetgruber. Ein Meer von weissen Totenköpfen liegt für die Opfer der vielen blutigen. Machtkämpfe am Boden. Ein wackliges Zelt ist die Brutstätte der Gewalt. Abwechselnd grell und dunkel ist die Bühne. Schwarz Weiß dominiert. Ein Kristalluster hängt wie von einer anderen Welt über der Bühne. Martin Kusej ist bekannt für seine geschliffenen Psychodramen und herausfordernden Inszenierungen. 2008 hat seine Gestaltung von Giuseppe Verdis Macbeth am Nationaltheater in München Premiere. Damals lösten seine urinierenden Hexen Stürme der Entrüstung aus. Mittlerweile bleibt es ruhig im Zuschauerraum. Statisten bevölkern als schottisches Volk das Feld der Toten. Der Chor kommt aus dem Off. Mehrmals wird auf der Bühne aus und angezogen, Aktion ist groß geschrieben. Drei Kinder symbolisieren die Geister die von Macbeth Besitz ergreifen und in den Wahnsinn treiben. Nur einmal wird es bunt am Hof. In prächtigen Renaissance Kostümen feiert der Hofstaat den frisch gekrönten König Macbeth. Sonst bleibt es zumeist martialisch. Der Kopf Bancos wird im Plastiksackerl während der Feier hereingetragen oder fällt auch nochmal von oben auf die Bühne.

Ruhig und gelassener, aber umso klarer und harmonisch geht es im Orchestergraben voran. Der Routinier Pinchas Steinberg hat die Musiker fest im Griff und führt sie mit Verve und Gefühl. Er lässt die Melodien aufblühen genauso wie militärisch zackige Fanfaren und Kampfesrufe. Die Handlung bekommt hier ihr Leben. Auf der Bühne agieren Simon Keenlyside als Titelheld und Liudmyla Monastyrska als seine ebenso machtgeile Gattin. Er zeigt sich als sensibler verschreckter Held während sie handfest selbstbewusst die Strippen zieht. Sein Bariton ist fein, vom Liedgesang geprägt, schön unterlegt mit satten Klang. Aber die Stimme zeigt sich flexibel auch mit Dramatik. Ihr Sopran hat Körper und Volumen bleibt aber einseitig rustikal. Die Höhen nimmt sie ohne spitze Dramatik. Mit der Bühne und Regie kommt sie weniger zurecht. Zieht immer wieder die Schuhe aus und an, den Gang über die Totenköpfe oder den Ritt auf dem Luster hat sie ausgelassen. Roberto Tagliavini ist ein berührender Banco, der mit Anmut sich von seinem Sohn verabschiedet bevor er aufgehängt wird. Pavol Breslik erntet viel Beifall für seine Arie als Macduff. Klar und jugendlich hell ist sein Tenor. Dean Power bleibt als Malcolm blass.

Dr. Helmut Pitsch

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