Ljubljana Tosca: Auch ohne Bühne packendes Melodram

Xl_38693073-57c3-47d6-aa5c-6c3782780320 © Helmut Pitsch

Giacomo Puccini Tosca Ljubljana Festival 3.9.25

Ljubljana Tosca: Auch ohne Bühne packendes Melodram

Die slowenische Hauptstadt Laibach, in der Landessprache Ljubljana, reiht sich ohne großes Aufsehen aber mit durchgängig guter Programmgestaltung und ansprechender Auswahl von Künstlern in die Reihen der großen Festspiele ein. Zum 73. mal findet es dieses Jahr vom 20. Juni bis 12.September statt. Das Ljubljana Festival zeigt sich selbstbewusst mit großen Sinfonieorchestern, Kammermusik, konzertanten Opern und Musicalabenden als auch Ballett. Dazu ist Crossover mit Jazz und Filmmusik geboten. Mit internationaler Starbesetzung wird zu einem konzertanten Opernabend von Tosca von Giacomo Puccini geladen.

Dank des routinierten Ensembles wird der schmale Streifen vor dem Orchester zu lebendigen Bühne. Hier punktet Sondra Radvanovsky mit ihrer Präsenz und Spielfreude. Zuviel erscheint es, wenn sie gehaltvoll ihren Geliebten umarmt und immer wieder an der Kleidung zupft. Ihre Gefühlsausbrüche passen zu ihrer kräftigen mitunter metallenen Stimme, leichtes Vibrato schimmert durch. Durch ihr angeregtes Schauspiel werden die stimmlichen Schwächen überdeckt. Sie lebt die Rolle der weiblichen impulsiven Diva Tosca, die ihren Körper verkauft, um den Geliebten zu retten und sich stolz zeigt bis zum Mord des Feindes Scarpia. Ihre Gefühle legt sie gekonnt in ihre berühmte Arie „Vissi d‘arte“, die einen Begeisterungssturm auslöst.

Freddie de Tommaso ist kurzfristig für den erkrankten Jonathan Tetelman eingesprungen und zeigt sich als Mario Cavaradossi bestens in Form. Gleich zu Beginn sitzen sicher und schön ausgesungen die Spitzentöne in seiner Arie „Recondita armonia“. Seine Stimme passt gut in den großen Konzertsaal, dringt in den gut geführten Melodien durch und erfreut mit sauberer Legatokultur. Etwas unterkühlt wirkt er in dem Opernhit „E lucevan le stelle“.

Auf die Rolle des Bösewichts Scarpia ist Bryn Terfel an vielen Bühnen abonniert. Der Walise steigt in die süffisanten Abgründe des Bösen mit seiner dunklen Stimme, die im forte gut aufdrehen kann. Lüstern, von Lust überkommen ergreift er sich Tosca bis er erstochen am Boden liegt.

Neben seinem Dirigat spricht Modestas Pitrenas auch noch ein paar Nebenrollen um den inhaltlichen Fluss der Oper zu erhalten, die auf die Dreiecksszenen Tosca, Mario und Scarpia gekürzt ist. Er lässt das Orchester sehr präsent mitunter zu voluminös neben den Solisten stehen. Mit Verve schmückt er die Orchesterpassagen aus und begleitet breit. Die Musiker, allen voran die Bläser des Symphonie Orchester Maribor zeigen sich gut vorbereitet und steuern gesund Dramatik bei. Für einen kurzen aber imposanten Auftritt ist auch der SNG Maribor Opernchor angereist.

Ein mitreissender lebendiger authentischer Opernabend in bester Opernmanier begeistert das zahlreich erschienene Publikum.

Dr. Helmut Pitsch

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