Klassische Atmosphäre am Nil auf Gran Canaria

Xl_6f077788-5443-4433-9eb1-6bdfb95a0583 © Gonzales Oramas

Las Palmas de Gran Canaria/Teatro Pérez Galdós: AIDA am 14. März 2023

Klassische Atmosphäre am Nil

Die Saison 2023 der Amigos Canarios de la Ópera – ACO (Kanarische Freunde der Oper) im wunderschönen Teatro Pérez Galdós von Las Palmas de Gran Canaria ging im März mit Giuseppe Verdis „Aida“ weiter, in ihrer immerhin schon 56. Temporada de Ópera de Gran Canaria Alfredo Kraus, 2023. Man zeigt mit Giordanos „Fedora“, Verdis „Aida“, Ponchiellis „La Gioconda”, Donizettis „Lucia di Lammermoor“ und Verdis „Rigoletto” diesmal ausschließlich Titel aus dem italienischen Fach, wie immer mit exzellenten Sängerbesetzungen, ein wesentliches Merkmal der künstlerischen Arbeit der Amigos.

Daniele Piscopos Neuinszenierung für die ACO zeigt alle klassischen Elemente, die man bei einer wahrlich werktreuen Inszenierung der „Aida“ erwarten würde. Das trug an diesem Premierenabend jedoch nicht unbedingt zu einer gesteigerten dramaturgischen Spannung bei. So wirkten die Bilder von Italo Grassi durchaus attraktiv bis spektakulär, insbesondere die Szene der Hohepriesterin und jene des Triumphmarsches. Sie hätten aber mit einer intensiveren Personenregie belebt werden müssen. So sah man über den ganzen Abend die klassischen altägyptischen Aperçus wie die Pyramiden im Nil-Akt, die Bauten von Theben und ähnliches sowie die Kostüme aus jener Zeit von Claudio Martín. Die zu statische Bewegungsregie wurde erfreulicherweise im zweiten Teil durch eine intensivere Dramatik, die sich auch darstellisch unter den zentralen Figuren äußerte, abgelöst, sodass gegen Ende diese „Aida“ noch an Tiefgang gewann.

Das Schwergewicht lag im künstlerischen Bereich somit auf den weitestgehend exzellenten sängerischen Leistungen. María José Siri gab die Aida sehr charaktervoll in der tieferen und Mittellage sowie mit ausgezeichneten Höhen. Sie hat die Rolle in letzten Jahr ja auch mit großem Erfolg in der Arena di Verona gesungen. Judit Kutasi als Amneris mit einem kraftvollen Mezzo brachte ebenfalls viel Charakter in ihre Darstellung ein und kehrte die dominante Pharaonentochter gegenüber der Sklavin eindrucksvoll heraus. Der Mongole Ariunbaatar Ganbaatar als Amonasro war eine besondere Überraschung. Zum ersten Mal in einer Temporada der ACO gestaltete er den Amonasro mit einem klangvollen und prägnanten Bariton bei starker Attacke und sehr intensivem Spiel. Er wurde so zu einem bedeutenden Faktor dieser Aufführung und erhielt am Ende auch den meisten Applaus. Dieser Amonasro soll sogar sein Debut in Westeuropa gewesen sein. Von Ganbaatar wird man ganz sicher noch einiges hören. Sergio Escobar als Radames wirkte zu uninspiriert und steif, um als Radames wirklich überzeugen zu können, wobei sein Tenor auch nicht ganz höhensicher war und er sich somit offenbar zu sehr auf die vokale Leistung konzentrieren musste. Manuel Fuentes sang mit profundem Bass den Ramfis und Joroboám Tejera mit ebensolchen Bass-Qualitäten den König. Nora Carrasco war eine mystisch klingende Hohepriesterin und Manuel García ein eindrücklicher Bote. José Miguel Pérez Sierra leitete das Philharmonische Orchester von Gran Canaria sehr engagiert, die dramatischen Höhepunkte besonders hervorhebend und auch den Chor des Opernfestivals, der von Olga Santana bestens einstudiert worden war, sicher führend. Auch das Ballett der Natalia Medina Compañía de Danza vermochte mit guten Bewegungsrhytmen zu überzeugen.

Das Teatro Pérez Galdós war sehr gut besucht, und es scheint so, dass die ACO-Premieren auch ein Treffen der musikliebenden High Society von Las Palmas de Gran Canaria darstellen. Insgesamt ein guter Opernabend mit lang anhaltendem Applaus.

Klaus Billand

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