Eine neue Tosca in alten Kleidern erfreut in Rom

Xl_3e562e5d-b858-4ebb-b681-4991fa18c736 © Opera di Roma

Giacomo Puccini Tosca Opera di Roma 14.12.2023

Eine neue Tosca in alten Kleidern erfreut in Rom

Die Oper Rom widmet ihre diesjährige glanzvolle Saisoneröffnung einem besonderem Projekt der Werktreue. Tosca zählt zu den beliebtesten Opern und wurde am 14.1.1900 im Teatro Costanzi, dem römischen Opernhaus bis heute, uraufgeführt. Das Bühnenbild von Adolf Hohenstein bildete damals erstmalig die Originalschauplätze der Handlung auf der Bühne ab. Jetzt werden diese eindrucksvoll gemalten Bühnenbilder aus dem Fundus geholt und aufgefrischt wiederverwendet -ein besonderes Erlebnis, Operngeschichte lebendig werden zu lassen. Die Realität und künstlerische Fertigkeit der Bilder hat bis heute die Wirkung nicht verloren.

Alessandro Talevi hat es übernommen in den historischen Bildern und Kostümen eine Regie zu flechten. Diese bleibt eher gestenlos und haftet an stereotypen Bewegungen. Da wäre durchaus mehr Platz für eine intelligente Personenregie gegeben. Diesen nimmt sich Michele Mariotti, der musikalische Leiter der Oper. Mit seinem Orchester sprüht er italianita und Frische aus. Er zeigt Kanten und Kraft in flotten Tempi. Die Sänger begleitet er mit Acht, fordert aber auch entsprechende Präsenz gegenüber den Musikern im Graben. So wird es ein spannender Abend großer Gefühle.

Anna Pirozzi verkörpert eine souveräne gestandene Tosca. Sie ist eine Würde tragende Erscheinung, die mit ihren dramatischen Spitzen durchdringen kann und ihren Gefühlen bis zur Verzweiflung Farbe gibt. Die Höhen erklimmt sie in sicher gesetzten Töne, scharf umrissen. Innig besingt sie ihr Leben und Berufung nur für die Kunst gelebt zu haben.Im finalen Duett mit Vincenzo Costanzo als ihr Geliebter Mario Cavaradossi erleben die Zuhörer große Gefühle. Der Neapolitaner ist sehr kurzfristig für den erkrankten Fabio Sartori eingesprungen und erfreut mit einer fein ausgesungenen Rollrngestaltung. Die Töne wirken tief sitzend und die Spitzentöne sind unsicher intoniert. Mit viel Interesse wurde der Auftritt von Amartuvshin Enkhbat erwartet. Der Mongole erorbert sich zur Zeit die großen Baritonrollen mit einer großflächigen Stimme, einer sehr klaren und sprachlich gut einstudierten Aussprache. In der Darstellung wirkt er leblos statisch. Doch er kriegt in der Rolle des Bösewichts Scarpia passend einen selbstgefälligen arroganten Potentaten hin. Lieblos abfällig thront er in seinem Pallazzo, herzlos befiehlt er die Folter und wie ein Panzer überrollt er die entwürdigte Angebetene.

Für Freunde der klassischen werktreuen Opernregie ist es ein durchgängig gelungener Abend, für weniger traditionell Verhaftete ist die Patina des Abends spürbar. Viel Beifall im ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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