Berührender Verismo - La Boheme begeistert in München

Xl_88d27f4f-13f1-4503-a985-ab3afe0decd8 © Geoffroy Schied

Giacomo Puccini La Boheme Bayerische Staatsoper 14.12.2025

Berührender Verismo - La Boheme begeistert in München

Eine heruntergekommene Mansarde, zwei Künstler schlichtes Mobiliar, so bildet Otto Schenk gemeinsam mit seinem Bühnenbildner Rudolf Heinrich das Leben der Bohemien in Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts ab. Über 30 Jahre läuft diese realistische einprägsame Inszenierung von Giacomo Puccinis La Boheme an der Bayerischen Staatsoper und verzückt immer nach das Publikum, wenn wir im zweiten Akt in das lebendige Quartier Latin von den beiden entführt werden. Der unlängst verstorbene Regisseur, selbst ein gefeierter Schauspieler, war ein Meister der Personenregie auch in Massenszenen.

Lebendig und gefühlvoll läuft das tragische Schicksal des mittellosen Liebespaares, der todkranken Mimi und des mitleidvollen Poeten Rudolfo vor den Augen des Publikums ab. Musikalisch deutet in dieser Wiederaufnahme Nicola Luisotti mit viel Schwung und herausforderndem Volumen am Pult des Bayerischen Staatsorchesters. Immer wieder animiert er mit großer Geste die Musiker vollmundig ihre Instrumente aufspielen zu lassen. Nahezu unerschöpflich schwillt der Orchesterklang in den romantischen ausladenden Melodien an und zieht die Hörer in ihren Gefühlen mit. Mit Gespür dehnt er den Streicherklang, bezieht das gesamte Orchester ein und lässt die Höhepunkte auskosten.

Für die Sänger und Sängerinnen wird es so ein anspruchsvolles Miteinander mit dem Graben. Kurzfristig ist Gabriella Reyes für die erkrankte Galina Cheplakova eingesprungen, die bereits die ursprünglich besetzte Sonya Yoncheva ersetzen sollte. Aus London eingeflogen fügt sie sich harmonisch gut in die Handlung ein und macht ihr Hausdebüt mit ihrer kräftigen frischen Stimme zu einem großen Erfolg. Ihre Mimi ist nicht zerbrechlich, keine vom Tod gezeichnet Leidende sondern eine lebenslustige Hoffnungsvolle. Mühelos bewegt sie sich in der Höhe, öffnet die Spitzentöne in die Breite und zeigt eine gute Legatokultur. Die ist Markenzeichen von Benjamin Bernheim. Der Schweiz/ Franzose ist derzeit ein heissbegehrter lyrischer Tenor, der mit seinen schmelzenden kraftvollen Spitzentönen auch hier wieder begeistert. Ihm zur Seite sind seine Künstlerfreunde exzellent besetzt. Andrzej Filonczyk Ist ein überzogen spielfreudiger Marcello, der stimmlich eine prägnante Leistung bringt. Das Opfer seines Mantels gestaltet Roberto Tagliavini als Colline mit berührender Wehmut und Ausdruckskraft. German Olvera ist ein solider Schaunard. Juliana Grigoryan ist dazu eine kokette muntere Musette, die ihren Marcello liebevoll Parole bietet. Hell und sicher perlend ist ihr Sopran in den Höhen.

Große Begeisterung und Jubel im gänzlich ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

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