Barocke Pracht für zündenden Verismo Tosca open air in Klosterneuburg

Xl_tosca_federica_vitali_-_scarpia_serban_vasile___4___c__operklosterneuburg__002_ © Oper Klosterneuburg

Giacomo Puccini Tosca Oper Klosterneuburg 10.7.2025

Barocke Pracht für zündenden Verismo Tosca open air in Klosterneuburg

Ein verlorener und nach Jahren wiedergefundener Schleier seiner Frau soll den Babenberger Leopold III zur Gründung von Klosterneuburg 1114 veranlasst haben. Nach über 900 Jahren steht nunmehr ein eindrucksvoller Gebäudekomplex aus verschiedenen Bauepochen am Ufer der Donau in der Nähe von Wien. Die prächtige Klosterkirche hat romanische Prägung. Im 18.Jahrhundert wurde das Kloster zu einem Escorial Österreich, einer Kaiserresidenz der Habsburger erweitert. Der bedeutende Architekt Joseph Emmanuel Fischer von Erlach wirkte an der Errichtung des barocken Prachtbaus sichtbar mit. So bietet der Kaiserhof des Augustiner Chorherrenstift eine honorige bauliche Kulisse für die gleichnamigen Opernfestspiele, die seit über 20 Jahren dort erfolgreich stattfinden.

Leonard Prinsloo ist der Regisseur der diesjährigen Produktion von Giacomo Puccinis Tosca. Der Südafrikaner begann seine Karriere als Tänzer, Choreograf und wechselte erst nach seinem Umzug nach Deutschland in das Opernregiefach als Assistent von Harry Kupfer. Hans Kudlich liefert ein einfaches aber vielseitiges Bühnenbild als Hintergrund. Im rechten Winkel verlaufen zwei dunkle Mauern mit Rundbögen, die sich, behangen mit großen Ölgemälden zur Kirche, mit Mobiliar zum Pallazzo Farnese und in ihrer Nacktheit zur Engelsburg verwandeln. So vermittelt die Personenregie und das Spiel der Protagonisten die Spannung der Handlung um Macht und Intrige, Liebe und Eifersucht. Der beliebte und vielgespielte Klassiker eignet sich auch mit der Konzentration auf das Dreiecksverhältnis von der Sängerin Tosca ihrem Geliebten Cavaradossi und ihrem Verehrer, dem brutalen Herrscher Roms Scarpia gut für Open Air Festspiele.

Viel Dramatik dominiert in den drei Akten, die mit dem Tod der Dreien tragisch endet. Frederica Vitali schlüpft mit viel Engagement in die Rolle der gefeierten Diva Tosca, die bereit ist, ihren Körper für die Rettung Ihres Geliebten zu verkaufen, aber noch weiter geht und den gefürchteten Tyrannen ersticht. Zuviel Dramatik liegt in ihrem harten Sopran, der forciert von einem Vibrato und scharfen Spitzen geprägt ist. In zarten Duetten kann sie mit reduzierten Tönen gefühlvolle Momente heraufbeschwören. Ihr zur Seite gefällt Fabian Lara als Cavaradossi mit einem gut timbrierten Tenor, der weich geführt Melodien romantisch schwingen lässt. Im Volumen bleibt er dem kraftvollen Sopran Vitalis gegenüber klein. Serban Vasile gelingt ein durchdringender Bösewicht. Sein Scarpia ist furchteinflössend, sein Bariton ist kräftig und verleiht seinem Handeln tyrannischen Ausdruck. Markig dunkel ist die Klangfarbe seiner Stimme, die er fassttenreich einsetzt.

In den gut besetzten Nebenrollen erfreuen als Cesare Angelotti Karl Humi, als Spoletta Valentino Blasina und als Sagrestano Horst Lamnek,

Am Pult des Beethoven Orchesters leitet Francesco Cilluffo den Abend. Der Italiener setzt auf vollen Klang, legt Emotionen in das Spiel der Musiker und nutzt die Orchesterstellen für Akzente. Satt erklingt das Glockenspiel, stimmungsvoll gehen die Sterne auf. In der Begleitung bleibt er zurückhaltend und gibt den Sängern viel Raum.

Es stehen auch Sterne am Hinmel, der Wettergott blieb dem Abend wohlgeneigt, schickte nur eisige Windböen in den Kaiserhof, ein lichtdurchfluender Vollmond begleitet das begeisterte Publikum nach Hause. Ein gelungener Opernabend, ein einprägsames Opernerlebnis im "schönsten" Opernhaus nach Meinung des neuen Intendanten Peter Edelmann. An diesem Abend sollte er techt behalten.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading