
Giuseppe Verdi Aida Arena di Verona 10.8.2025
Aida - Farbiges Tecno Spektakel in der Arena
Keine Oper wird mehr mit der wohl berühmtesten Open Air Klassik Veranstaltung, der Arena in Verona, in Verbindung gebracht wie Giuseppe Verdis Oper Aida. Legendär sind die opulenten Inszenierungen der Frühzeit des Festivals mit lebenden Elefanten, Kamelen und Pferden auf der Bühne des Monumentalbaus aus der Römerzeit. Zur 100. Jahrfeier 2023 gab es dann wieder eine opulente moderne Neuinszenierung mit jeder Menge technischer Effekte.
Das italienische Multitalent Stefano Poda zeichnet sich für Regie, Bühne, Kostüme, Licht und Choreografie verantwortlich. Er verlegt die tragische Liebesgeschichte der äthiopischen Königstochter Aida, die als Sklavin am ägyptischen Hof lebt und sich in den ägyptischen Feldherrn und Helden Radames verliebt in eine abstrakte Phantasiewelt mit großem Aufwand an Statisten, die ungestüm auf der Bühne agieren und sich formieren sowie Lichteffekten. Besonders eindrucksvoll die aufsteigenden Laserstrahlen, die in einem spiegelnden Ballon sich bündeln. Der aufsteigende Vollmond als natürlicher Effekt vermischt sich erhaben kunstvoll. Vielschichtig sind die Köstüme, zumeist lange Mantelkleider in schwarz, weiss, rot oder silbrig reflektierend. Hervorstechend sind die aufmarschierenden Götter mit Vogel, Panther und Stiermasken. Die Bühne dominiert eine große Skulptur in Form einer Hand, deren fünf Finger bewegt werden.
An all diesen Effekten ist diese Jubiläumsarbeit eine würdige Fortsetzung der Erfolgsgeschichte der Opernfestspiele Arena di Verona, auch wenn die aufwendigen Aufmärsche viel Zeit kosten und den Spannungsbogen leider immer wieder unterbrechen. Über drei Monate laufen diese und bieten über 12500 Menschen jeden Abend Platz. Auch in dieser Saison, der 102. gibt es eine Wiederaufnahme dieser Produktion in unterschiedlichen Besetzungen. Maria José Siri hat die Titelrolle nach der Absage von Anna Netrebko übernommen und überzeugt mit ihrem feinen, sicheren Sopran, der auch die Spitzentöne strahlen lässt. Gefühlvoll gestaltet sie ihre Arie am Nil, zeigt ihre Wandlungsfähigkeit und Stimmkraft in berührenden Piani. Yusif Eyvazov fühlt sich in der großen Arena mit seiner mächtigen Stimme, die er gern im vollen Umfang zeigt, wohl. Aber er hat gelernt zu modulieren und sich als Radames breiter zu zeigen. Zwischen den beiden wird die Königstochter Amneris von Agnieszka Rehlis gut eingefügt. Nach einem verhaltenen Start gefällt sie in ihrer herrschaftlichen Rolle, von wahren Gefühlen hin und hergerissen. Mit Simon Lim als Ramfis und Youngjun Park als Amonasro sind auch diese wichtigen Gegenspieler sehr gut mit dramatischen Stimmen besetzt. Il Re ist von Ramaz Chikviladze solide gesungen.
Daniel Oren ist ein häufiger und beliebter Dirigent am Pult des Orchestra et Coro Fondazione Arena di Verona. Der Routinier entlockt dem großen Orchester die notwendige Spannkraft, schmetternde Italianita aber auch den romantischen Klangteppich.
Großer Jubel im ausverkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
24. August 2025 | Drucken
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