Aida am New National Theatre in Tokyo Isis und Osiris zu Besuch

Xl_2018aida_07_2162_ds5_0268 © Masahiko Terashi New National Theatre
Das alte Ägypten der Pharaonen lebt auf in dieser farbenreichen filmreifen monumentalen Inszenierung von Franco Zeffirelli. 1998 hat er diese für das frisch eröffnete New National Theater, dem damals neuen Opernhaus der japanischen Hauptstadt kreiert. Jetzt ist es die älteste laufende Produktion. Und der Meister schöpft aus dem Vollem. Verantwortlich für Regie, Bühnenbild und Kostüme schafft er eine detailgetreue antike Welt. Schon im ersten Bild wandelt Radames und Ramfis durch Säulenhallen vorbei an ägyptischen Götzenbildern in prächtigen stoffreichen Roben. Schon denkt der Betrachter, was kommt da noch in der berühmten Massenszene des Triumphmarsches und hier übertrifft sich der Meister in seinem cineastischen Können. Wieso nicht einmal wirklich im pompösen Bühnendesign schwelgen. Wann reitet schon Radames auf einem Schimmel heldenhaft ein. Aber alles wirkt dabei leicht, die Aufmärsche werden von spielenden Kindern, winkenden Frauen und den Fanfarenbläsern ganz natürlich unterbrochen. Auch die Ballettszene, die oft Längen bekommt wirkt hier authentisch und logisch integriert. Es bleibt viel für das Auge zu entdecken und das traditionsverliebte japanische Publikum spendet berechtigt Szenenapplaus. Viel Stimmung vollbringt auch die nuancierte Ausleuchtung der Bühne von Okuhata Yasao. Ebenso geschickt erarbeitet Franco Zeffirelli aber auch die intimen Szenen zwischen Radames und Aida oder auch Amneris und Aida oder Radames. Feine Gesten, leichte realistische Bewegungen ziehen den Betrachter mit. Stimmlich birgt dieser Abend auch spannende Entdeckungen. Die junge Koreanerin Rim Sae Kyung hat auch schon auf deutschen Bühnen gesungen. Ihre Aida ist selbstbewusst und von klarer stimmlicher Schönheit. Ihre helle Stimmfärbung und jugendliche Leichtigkeit lässt sie glaubhaft die treue Verliebte mimen, die auch im spannenden Duett mit der zur Höchstform auflaufenden Ekaterina Semenchuk zu kämpfen weiss. Diese ist derzeit die Amneris an vielen Häusern und das zu recht. Offen, klar und silbrig hell ist ihr Mezzo, leicht laufen ihr die Melodiebögen, Dramatik kommt ohne Druck fein intoniert. Der Usbeke Najmiddin Mavlyanov ist zurecht zwischen diesen Frauen als Radames hin und hergerissen. Betörend wird er von ihnen selbst zu einer sehr gelungenen Performance angefeuert. Zu Beginn noch etwas schwerfällig und unsicher baut sich die Kraft seiner Stimme auf, der Unterbau gewinnt an Volumen und Timbre. Die Höhen sitzen sicher und erlauben ihm auch in Lautstärke und Tempo zuzulegen. Tsumaya Hidekazu setzt seinen mächtigen Bariton als Ramfis dagegen und auch mit seiner Körpergrösse imponiert er. Nicht vergessen darf man die gelungene Leistung des Chores zu erwähnen. Paolo Carignani schafft am Pult die opulente Begleitung ohne dominant zu sein. Im Tempo wohldosiert wirkt es durch exakte Einsätze und fein ausmusizierte gefühlsbetonte Orchestrierung nicht schleppend. Bühne und Orchestergraben harmonieren rücksichtsvoll und geben sich Freiraum zur Darstellung ganz nach dem Regiegedanken Zefirellis. Sowohl als Zuhörer als auch Betrachter wird man in den Sinnen berauscht und taucht man in eine Bad der berührenden Gefühle ein, so wie man es auch von den preisgekrönten Shakespeare Verfilmungen des italienischen Regisseurs kennt. | Drucken

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