Zellers „Vogelhändler“ in Klagenfurt: Duftige Rosen aus Tirol

Xl_vogelh_ndler-klagenfurt-6-21 © Arnold Pöschl

Winkende Taschentücher, wenn Adam erscheint, flatternde deutsche Fähnchen beim Auftritt des Kurfürsten. Läutende Kuhglocken als ländliche Idylle. Gebuht wird bei Ohrfeigen, ein unisones Ahh ertönt bei den Kussszenen: Aber mitnichten auf der Bühne, sondern im Publikum. Denn Intendant Aron Stiehl hat Carl Zellers „Der Vogelhändler“ am Stadttheater Klagenfurt als „Mitmach-Operette“ inszeniert. Er hat ihr eine neue knackige Dialogfassung mit einem die Geschichte erklärenden Erzähler verpasst, das Stück auf gut 100 Minuten verkürzt und lässt seine Regie zwischen Tradition und Modernisierung geschickt changieren. Und das ist gut so, denn mit dieser Operette ist das immer so eine Sache: Was sie hörens- und liebenswert macht, ist die Natürlichkeit und volkstümliche Frische der Musik, die manchmal ein wenig ins Sentimentale abgleitet, und die vielen Hits, die Volkslieder geworden sind, wie etwa „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ oder „Ich bin die Christl von der Post“. Aber auf der anderen Seite steht eine ziemlich triviale Verwechslungsgeschichte.

Aber Aron Stiehl kann Operette, was er in der Vergangenheit hier am Haus auch schon hinreichend bewiesen hat: Denn er lässt sie mit enormem Schwung ablaufen und hat sie mit einer Fülle von Gags und viel Humor gewürzt. Dafür sorgen in erster Linie Christoph Wagner-Trenkwitz als Erzähler Oz, als dirndltragende Kellnerin, als Professor Würmchen und Kurfürst, sowie der Hund „Toto“, eine Leihgabe aus dem „Zauberer vom Oz“, den Christoph Levermann sprechen lässt.Wie die „Muppets“ sitzen sie meist in einer Loge auf der Bühne, wo sie ätzend kommentieren: „Sinn gibt es genug im Leben, hier wollen wir den Unsinn krönen.“Oder „Eine Operette am Rhein, ist eine harte Sache.“ Und so bleibt kein Auge trocken. Die Bühne, wo auch das Orchester sitzt, das immer wieder hinausgedreht wird, ist dem Innenraum des Stadttheaters nachempfunden, gespielt wird in passenden, teils leicht überzogenen Kostümen (Ausstattung: Friedrich Eggerth). Aufgemotzt wird das Ganze noch durch ein vierköpfiges, mitreißendes Tanzensemble. (Choreografie: Sabine Arthold).

Entzückend und schönstimmig ist Nika Gorič als Brief-Christl zu erleben, der zu ihrem ersten Auftritt tanzende Postkasteln und Pakete zur Seite gestellt werden. An ihrer Textverständlichkeit könnte sie noch arbeiten. Paul Schweinester, er wird demnächst in Mörbisch bei den Seefestspielen in Bernstiens "Westside Story" den Tony singen, ist   ein sympathischer Adam und darf als gebürtiger Tiroler auch so reden. Er verfügt über einen hellen, schönen leichten Tenor. Joo-Anne Bitter ist eine sehr kühle Kurfürstin. Blendend als komische Alte erlebt man Christa Ratzenböck als Adelaide. Marian Pop gibt einen kernigen, stimmgewaltigen Baron Weps, Martin Mairinger einen ansehnlichen Grafen Stanislaus. Christoph Wagner-Trenkwitz darf im Professorenpaar gemeinsam mit Thomas Tischler das flotte Couplet „Ich bin der Prodekan“ hinlegen.

Günter Wallner im weißen Frack, der auch den aus dem Off gut singenden Chor des Stadttheaters einstudiert hat, dirigiert das Kärntner Sinfonieorchesters, das eine stark reduzierte Fassung von Stefan Potzmann - Klarinettist aus den eigenen Reihen - spielt, akkurat und sicher. Man würde sich jedoch etwas mehr Spritzigkeit und mitreißenden Schwung wünschen.

Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

| Drucken

Kommentare

Loading