Wiener Volksoper: Eine hinreißende „Fußballoperette“ als Eröffnungspremiere

Xl_roxy-wien-9-21-1 © Barbara Pállfy

Roxy heißt die selbstbewusste Nichte eines schottisches Mixed-Pickles Herstellers, die vor ihrer eigenen Hochzeit flüchtet und lieber mit der ungarischen Fußball-Nationalmannschaft an den Plattensee ins Trainingslager fährt. Turbulent wird es dort, als noch Schülerinnen eines Mädchenpensionats auf die jungen Sportler treffen. Doch es gibt ein Happyend, denn die Ungarn besiegen England in Budapest und Roxy kriegt nach einigen Verwirrungen ihren feschen Mittelstürmer Gjurka: Das ist die doch etwas seichte Geschichte von „Roxy und das Wunderteam“, einer Operettenrarität von Paul Abraham (Uraufführung 1937 im Theater an der Wien), die auf das „Wunderteam“ der österreichischen Nationalmannschaft der 1930er Bezug nimmt und jetzt an der Wiener Volksoper als Eröffnungspremiere gezeigt wird.

In einer aktualisierten Textfassung durch Christoph Wagner-Trenkwitz, und Regisseur Andreas Gergen hat dieser eine sprühende Revue mit hohem Tempo, vielen Ideen, Gags und Sexappeal inszeniert. Die beweglichen Kulissen vom Landhaus bis zum Stadion (Sam Madwar) erlauben schnelle Szenenwechsel und werden durch beeindruckende Video-Projektionen ergänzt, mit einer riesigen Regenbogenfahne als Anspielung auf die heutige ungarische Politik zum Finale.

Mitreißend sind auch die Choreographien (Francesc Abós), bei der das gesamte, mit guten Musical-Stimmen singende Ensemble ohne Schwachstellen mitwirkt: Die entzückende Katharina Gorgi als Roxy kann nicht nur wunderbar singen und steppen, sondern auch Geige spielen. Ihr schüchterner Mittelstürmer Gjurka wird Jörn-Felix Alt ideal verkörpert. Peter Lesiak ist der lebenslustig leichtfertige Tormann Jani Hatschek, ein echter Womanizer, der phänomenal spielt, singt und tanzt. Sam Cheswick, ein geiziger Schotte stilecht mit Kilt bekleidet, wird vom Hausherrn, dem Intendanten Robert Meyer mit viel Schmäh gespielt. Er hat die Lacher immer auf seiner Seite. Weiters gefallen noch Juliette Khalil als quirlige Ilka, Julia Koci als gestrenge Pensionatsdirektorin, Marco Di Sapia als ernster Baron und Christoph Wagner-Trenkwitz als spaßiger Fußballkommentator. Wunderbar singt und tanzt auch der Jugendchor.

Abrahams zwischen Csárdas, Operettenseligkeit, Musical und Jazz changierende Musik ist beim Volksopernorchester unter Kai Tietje in besten Händen. Da wird mit einer gehörigen Portion Paprika mitreißend und schwungvoll musiziert.

Stehende Ovationen!

Dr.Helmut Christian Mayer

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