© Marco Sommer
„Make Venice Great Again“: Nicht nur der dieses abgewandelte, bekannte Zitat lautstark verkündende Donald Trump mit dunkelblauem Anzug, roter Krawatte und roter Mütze tritt als einer der drei Senatoren auf, sondern in entsprechenden grellen Outfits auch Batman (Herzog von Urbino), Robin (Caramello) und Supermario (Pappacoda) oder die drei Damen als Supergirls, weiters Marylin Monroe, Barbie, John Travolta, Elvis, der Joker, Obelix, Greta Thunberg, um nur einige zu nennen, denn schließlich herrscht in Venedig ja gerade Karneval.
Nur kurz zu Beginnj treten die Figuren in historischen Gewändern mit Perücken (Kostüme: Jorine van Beek) auf. Aber bald herrscht bei dieser Neuproduktion von „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß (Sohn), die exakt an seinem 200. Geburtstag an der Wiener Volksoper aufgeführt wird, nur mehr ein ziemliches Durcheinander, eine hektische Tollerei mit tanzenden Meeresfrüchten, Perücken und Essenszutaten, gepaart mit überzogenem, völlig verblödeltem Klamauk. Dafür sorgt die niederländische Regisseurin Nina Spijkers, die, wie sie selbst sagt, das „Lustige“ des Stücks gepaart mit den heutzutage scheinbar unvermeidlichen, ständigen Aktualisierungen betonen will und sich dafür sogar eine neue, allerdings teils recht platte Dialogfassung (Fabian Pfleger) schreiben ließ, bei der es hauptsächlich um die schnelle Pointe geht. Völlig nüchtern ist hingegen die Bühne, die Venedig nur andeutet und wie ein aufklappbarer Scherenschnitt ohne Farben aus Pappkarton wirkt. Romantische Palazzi oder verschwiegene Plätze sucht man vergebens, nur einmal taucht eine stilisierte, moderne Gondel auf (Bühne: Studio Dennis Vanderbroek).
Leider fehlt es auch an Stimmenglanz, besonders bei den beiden Tenören denn sowohl Lucian Krasnzec als Guido, Herzog von Urbino, kein Draufgänger sondern ein bei Frauenkontakten nervöser, schwitzender Batman, wie auch David Kerber als Caramello forcieren und wirken unausgeglichen was leider auch auf Kosten des populären „Gondelliedes“ geht. Jakob Semotan ist ein bisweilen komischer Pappacoda, dem einige humorvolle Sager gelingen. Juliette Khalil ist eine herumsausende, quirlige und leichtstimmige Ciboletta. Johanna Arrouras singt eine feine Annina mit schönem Sopran, Ulrike Steinsky ist eine sehr reif wirkende Barbara. Beschränkt politisch witzig agieren Marco Di Sapia, Nicholas Haag und Ursula Pfitzne rals die drei Senatoren, die als heutige Politiker von links bis rechtsextrem gezeigt werden, wobei letztere die Figur der Alice Weidel verkörpern soll. Bloß solide erlebt man die vielen kleineren Rollen.
Großer musikalischer Lichtblickist hingegen die orchestrale Realisierung: Flott und schmissig lässt Alexander Joel das Volksopernorchester musizieren.Aber auch das sehnsuchtsvolle Flimmern und Glitzern der eingängigen hochromantischen, opernhaften Musik vernimmt man ebenso wie die unbeschwerte Heiterkeit. Auch der Chor der Volksoper Wien singt sehr gekonnt und homogen.
Viel Applaus und ein paar Buhs für die Inszenierung!
Dr. Helmut Christian Mayer
03. November 2025 | Drucken

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