
Nicht lange nach seinen Auftritten bei seinem Festival in Grafenegg war Rudolf Buchbinder schon wieder im Einsatz: Diesmal im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins mit dem Klavierkonzert in F-Dur von George Gershwin. Dabei wurden die vielen Jazzelemente vom österreichischen Ausnahmepianisten mit dem richtigen Feeling, perfekten Repetitionen, sicheren Griffen und perlenden Läufen wiedergegeben. Er vermochte auch mit hoch inspirierter Sensibilität und Eleganz zu punkten. Das Orchestre National de France begleitete unter seinem Chefdirigenten Christian Macelarumit großer Spielfreude. Für den großen Jubel bedankte sich Buchbinder mit dem 3. Satz der „Sturm-Sonate“ von Beethoven.
Nach der Pause war ausschließlich Maurice Ravel angesagt: Zuerst sein Abgesang auf die Gesellschaft der Vorkriegszeit „La Valse“. Jene Apotheose des Wiener Walzers wurde unter dem stets animierenden, rumänischen Maestro mit all seiner negativen Übersteigerung, dem zwanghaften, angstvollen Taumel und dem infernalischen Schluss mit teils zu zügigen und zu unnachgiebigen Tempi aber immer mit Transparenz, Innenspannung und Farbenreichtumzelebriert.
Er spiegelt wohl eine der stimmungsvollsten Morgenstimmungen und strahlendsten Sonnenaufgänge der gesamten Musikliteratur: Der „Lever du jour“ aus der 2. Suite von „Daphnis und Chloé“ von Ravel kam schließlich zum Finale wunderbar zur Geltung. Orchestrale Leuchtkraft, Naturlaute, Feinheiten, immense Steigerungen und ein Kosmos an Farben und Schattierungen dieses impressionistischen Meisterwerks auch beim finalen Tanz, inklusive vieler solistischer Einlagen in allen Instrumentengruppen, wurden wunderbar herausgearbeitet. Und alles war beinahe ideal austariert, nur manchmal etwas zu mächtig aber immer mit blendender Spiellaune hinreißend musiziert.
Großer Jubel und zwei Zugaben, darunter „Hora staccato“ von Grigoraș Dinicu!
Dr. Helmut Christian Mayer
25. September 2025 | Drucken
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