Villach: Festival Carinthischer Sommer-Ein wahrhaft himmlisches Finale

Xl_cs-karg-grazinyte-schlu_konzert-cbso-8-19-1 © Ferdinand Neumüller

„Den Herbst durchzieht das Sehnsuchtsland“: Es sind verträumte Lieder von anrührender Schönheit, die Benjamin Britten schon mit unglaublichen 14 Jahren komponiert hat. Diese spätimpressionistischen, ungemein raffiniert instrumentierten „Quatre Chansons Francaises“ wirken naturgemäß noch mehr, wenn sie von einer Sängerin vom Kaliber einer Christiane Karg, die ja bekanntlich in allen wichtigsten Musikmetropolen zu Hause ist, zum Besten gegeben wird: Reich an Farben und Nuancen, mit herrlicher Legatokultur und voller Innigkeit war ihr Vortrag, schlichtweg ein Genuss! Die melodiöse Schönheit und tiefempfundene  Innigkeit konnte man auch bei der Begleitung durch das City of Birmingham Orchestra unter Mirga Grazinyte-Tyla genießen, das zuvor im Congress Center Villach ein Potpourri aus der Kinderoper „Higglety Pigglety Pop!“ mit dem Titel „The Way to Castle Yonder“ des britischen Komponisten Oliver Knussen zauberhaft spielte.

Dann wurde die naive Mahlersche Bilderwelt von den englischen Musikern unter der jungen Chefdirigentin, sie ist damit Nachfolgerin von Simon Rattle und Andris Nelsons, bei Gustav Mahlers 4. Symphonie subtil und weidlich ausgekostet - Mirga Grazinyte-Tyla  stammt aus Litauen, wurde in Graz ausgebildet und war mehrjährige Musikdirektorin am Salzburger Landestheater: Fabelhaft waren die solistischen Einlagen in allen Instrumentengruppen, wobei besonders der Konzertmeister mit seinen Violinsoli auffiel. Es wurde reich an Klangfarben, vor allem im wunderbaren, leidenschaftlichen Adagio, einem der eindrucksvollsten, langsamen Sätze Mahlers musiziert. Packend war, wie sich hier zum Schluss die lange aufgebaute Spannung in einem Aufschrei mit rauschenden Streicher- und Harfenklängen entlud.

Christian Karg sang hier textverständlich, subtil und mit schöngefärbtem Sopran „Das himmlische Leben“, jenes kindliches Lied „Aus des Knaben Wunderhorn“ im vierten Satz.

Ein wahrhaft exzellentes, Abschlusskonzert, für dessen Jubel man sich mit einem Part aus Maurice Ravels „Ma mere l‘oye“ bedankte und das wie einige andere Konzerte auch zuvor sich mehr Zuschauer verdient hätte. Der CS zieht trotzdem eine positive Bilanz für 2019: Es wurden 12.000 Zuschauer gezählt, 16 Uraufführungen fanden statt. Das Erfreuliche zum Schluss: 2020 wird es wieder eine Kirchenoper geben. Komponist und Titel wurden noch nicht verraten.

 

Dr. Helmut Christian Mayer

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