Vereint mit jugendlicher Frische und Spielfreude: Mozarts Entführung im Grazer Musikverein

Xl_entf_hrung-graz-9-22 © Helmut Christian Mayer

Und sofort ging es los! Nicht nur mit der Ouvertüre, sondern auch szenisch, denn da wurde, während die Musik anhob, gleich vom Ensemble die Entführung der Konstanze vorweg in Zeitlupe pantomimisch gezeigt. Obwohl nur halbszenisch angekündigt, erwies sich „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart im Kammermusiksaal des Grazer Musikvereins sprühend lebendig. Dafür sorgten ausgewählte Studierende des Masterstudiums Oper der Musik-und-Kunst-Privatuniversität der Stadt Wien. Nur auf schmalen Stegen vor und zwischen dem Orchester (Szenische Gestaltung: Wolfgang Gratschmaier) wurde in der ideen- und detailreichen Inszenierung von Ilya Roitman mit einer Fülle von Gags und vielen aktualisierten, lockeren Textpassagen bis auf einige überzogene Slapstick-Momente aufgemotzt mit drei Tänzerinnen amüsant und lustvoll gespielt.

Genauso wurde gesungen: Yokoyama Kazumi in der extrem schwierigen Rolle der Konstanze beeindruckte mit stimmkräftigem und flexiblem Sopran. Besonders die Marterarie geriet ihr bis auf einige scharfe Spitzentöne vortrefflich. An ihrer Textverständlichkeit sollte sich noch arbeiten. Über einen leichten, hellen Tenor verfügte Niklas Mayer als schmachtender Belmonte. Koloraturensicher und quirlig hörte man Adèle Clermont als Blonde, einer Rolle von der auch außergewöhnliche Stimmkünste verlangt werden. Oscar Ore ist ein witziger Pedrillo, Maximilian Bell als Osmin, eine der zwiespältigsten Figuren des Stücks, faszinierte mit profunder Tiefe und Volumen. Zu übertreiben theatralisch aufgesetzt agiert Christiane Burghofer als Bassa Selim.

Mit großer Frische und reichen, dynamischen Akzenten hört man unter der manchmal etwas zu sparsamen Stabführung von Paul-Boris Kertmann das Orchester der Angelika-Prokopp-Sommerakadmie der Wiener Philharmoniker (Leitung: Markus Werba, langjähriger Solofagottist dieses Orchesters). Sie wurde zur Förderung des musikalischen Nachwuchses gegründet und hat zum Ziel, den spezifischen Klang der Wiener Philharmoniker an die nächste Generation weiterzugeben.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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