Verdis „Macbeth“ in Triest: Eine machtgierige Lady zum Fürchten

Xl_macbeth-triest-1-23-2 © Helmut Christian Mayer

Grau und düster ist die Kulisse mit den länglichen, von oben herabhängenden Stoffbahnen, auf die immer wieder Mauern, Blitze oder Totenköpfe projiziert werden. Grau und düster sind auch die lumpenartigen Kostüme der Hexen, die unkenntlich maskiert von Anfang an die Bühne bevölkern. Sie schweben von Seilen herunter, räumen Leichen weg oder schwingen abgeschlagene, menschliche Körperteile herum: So drastisch zeigt sich Giuseppe Verdis Oper „Macbeth“ am Teatro Verdi in Triest. Aus den Hexenmassen heraus schält sich bald Lady Macbeth, sie ist offenbar eine von ihnen. Eine Idee, die besticht! Man erkennt sie erst, als sie die Maske abnimmt und sie ist wie alle anderen im Gesicht völlig weiß geschminkt. Wenngleich zwischendurch auch einige statische Tableaus zu erleben sind, hat Regisseur Henning Brockhaus - gezeigt, wie eine Wiederaufnahme seiner Inszenierung aus 2013 - auch etliche andere psychologisch durchdachte, beeindruckende und fesselnde Ideen parat, wenn etwa der Geist der Banquo blutverschmiert hinter einem Spiegel beim Festbankett erscheint (Bühne: Josef Svoboda).

Fesselnd und mit exzessivem Gesang erlebt man Silvia Dalla Benetta als regelrecht angstmachende Lady Macbeth, die machtgierige Frau des Titelhelden, die ihn in einen blutigen Reigen von Mord und Intrigen treibt. Sie singt sie mit ungefährdeten Höhen und enormen, hochexpressiven Attacken. Giovanni Meoni ist ein Macbeth mit einem feinen, sehr weichen, etwas zu wenig prägnanten Bariton, dem es auch etwas an Dämonie fehlt. Sängerisches Highlight ist Antonio Poli mit wunderbarem Tenor als farbenreicher und höhensicherer Macduff. Etwas knorrig in der Tiefe hört man den Bass von Dario Russo als Banquo. Gut singen auch alle kleineren Rollen und der meist exakte Chor des Hauses.

Routiniert und souverän führt Fabrizio Maria Carminati am Pult das Orchester des Teatro Verdi durch den Abend. Abgesehen von kleineren Unstimmigkeiten wird mit einem hohen Spannungslevel bei den dramatischen Ausbrüchen aber auch mit feinen Piani und reichen Schattierungen musiziert.

Viel Applaus!

Dr.Helmut Christian Mayer

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