Tschaikowskis "Iolanta" und "Undine" konzertant im Theater an der Wien: Eine weite russische Seele

Xl_iolantha-undine-mikhailenko_elena-wien-2-19-1_ © Theater an der Wien

Der Anfang und das Ende des Opernschaffens von Peter Iljitsch Tschaikowski wurden im Theater an der Wien zu einem besonders reizvollen konzertanten Abend zusammengestellt: Man erlebte „Undine“, seine zweite, nicht besonders erfolgreiche Oper aus 1869, die nur noch als Fragment besteht. Dies deshalb, weil der russische Komponist, nachdem er einige Teile daraus für andere Stücke verwendet hatte, die Partitur großteils selbst vernichtet hatte. Hingegen war Tschaikowski bei seiner letzten Oper „Iolanta“ aus 1892 am Höhepunkt seines Erfolges. Beide Hauptfiguren daraus verbindet etwas, denn es fehlt ihnen etwas Elementares: Udine eine Seele, Iolanta die Sehkraft. Beiden kann nur durch die Liebe geholfen werden, bei Undine geht es schief, weil sie von Huldbrand verraten wird, Iolanta wird durch die echte Liebe von Vaudémont wieder sehend.

Beide Stücke sind keine Opernreißer aber von beachtlich musikalischer Qualität und ähnlicher Stimmung, sodass man sich speziell bei der vollständig erhaltenen „Iolanta“ wundert, dass sie nicht öfters aufgeführt wird. Die Helikon-Oper Moskau, zwar nicht so berühmt wie das Moskauer Bolschoi Theater und das St. Petersburger Kirov Theater, wiesen bei ihrem Gastspiel ein hohes Niveau auf: Evgeny Brazhnik brachte bei „Iolanta“ die herrlich eingängige Musik temperamentvoll zum Glühen. Und das Orchester der Helikon-Oper Moskau spielte sie mit viel Liebe zum Detail: Einerseits zart gesponnen andererseits farbenreich und dunkel wuchtig. Beachtlich und eindrucksvoll hörte man das Ensemble: Mit einer vokal sehr anrührenden, innigen Elena Mikhailenko in beiden Hauptrollen als Iolanta und Undine, die viele Nuancen der beiden Rollen auszukosten vermochte. Mit Ivan Gingazov als Gottfried von Vaudémont sowie Huldbrand, der viel an tenoralem Glanz und Höhensicherheit versprüheute. Mit Alexei Tikhomirov als König René mit einem mächtigen Bass ohne Tiefenprobleme. Neben dem eigenen, homogenen Chor der Helikon-Oper Moskau seien noch Aleksei Isayev als Robert mit einem ausgesprochen leidenschaftlichen Bariton sowie Grigory Soloviev als Arzt Ibn-Hakia sowie Goldman und Irina Reynard als Laura und Bertha erwähnt. Untadelig erwiesen sich auch die vielen kleineren Rollen.

Bei „Undine“ zog dann der unverwüstliche, bereits 86-jährige Vladimir Fedoseyev am Pult alle klanglichen Register und faszinierte im Orchester mit reichen Farben und Nuancen.

Nicht erst nur zum Finale, sondern auch immer zwischendurch gab es viel Applaus und großen Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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