Tiroler Festspiele Erl: Harmloses Liebesgeplänkel bei Mascagnis „L’amico Fritz“

Xl_amico_fritz-erl-xiomara_bender-12-21-3 © Xiomara Bender

„Liebe, die in die Ferne flieht, kehrt nicht mehr zurück!“: Es geht wie so oft in der Oper um die Liebe, auch um die vorübergehende unglückliche, so wie dies der Chor immer wieder intoniert. Aber letztlich gibt es bei „L’amico Fritz“ von Pietro Mascagni, von dem man heute fast nur noch „Cavalleria rusticana“ kennt, doch ein Happyend. Doch neben diesem, seinem einzig erfolgreichen Opernerstling schrieb der italienische Verismo-Komponist sage und schreibe noch 15 weitere Bühnenwerke. Diese ereilten jedoch alle das Schicksal, Raritäten zu werden und selbst in Italien kaum gespielt zu werden. So auch diese seine zweite Oper, deren Uraufführung 1891 in Rom stattfand, die jetzt bei den Tiroler Festspielen in Erl zu sehen ist.

Mascagni wählte bewusst ein einfaches Libretto mit einer harmlosen, dahinplänkelnden Liebesgeschichte inklusive Happyend um den eingefleischten und wohlhabenden Junggesellen Fritz, der eine Wette mit seinem Freund David verliert, weil er sich in das Bauernmädchen Suzel verliebt und letztlich heiratet.

Ute Monika Engelhardt zeigt eine zeitlose Inszenierung der naiven Handlung, die nicht wie im Libretto vorgesehen im Elsass, sondern überall stattfinden könnte. Statt idyllischer Weinberge sieht man graublaue, hohe Kassettenwände, die sich mit der Zeit öffnen und im zweiten Akt mit blühenden Bäumen dekoriert sind. Fallweise werden sie auch durchschaubar und zeigen Visionen und Traumbilder, die alten Meistern wie etwa Botticelli nachempfunden sind (Bühne: Sonja Füsti). In heutigen Kostümen (Henriette Hübschmann) ist die Personenführung konventionell, unspektakulär aber geprägt von Klarheit. Man arbeitet viel mit sehr ästhetisch wirkenden seitlichen Lichteffekten und Schattenumrissen. Umfunktioniert wird von der deutschen Regisseurin die Hosenrolle des „Zigeuners“ Beppe in die einer Frau, die mit dem Titelhelden eine ständige On-Off Beziehung haben soll, deren Sinn sich jedoch nicht erschließt.

Auch musikalisch kann die farbige, mit einfachen Melodien gewürzte, aber völlig undramatische Partitur nicht die Klasse der „Cavalleria rusticana“ erreichen. Aber sie strahlt doch auch mit reichen Klangfarben und hochmelodiösen Perlen. Diese werden vom Orchester der Tiroler Festspiele Erl unter dem exakt und jeden Einsatz gebenden Francesco Lanzillotta sehr direkt, teils recht laut aber klangschön gespielt. Dabei sei der Konzertmeister mit seinem exzellent musizierten, langen Solo besonders hervorzuheben.

Großteils aus Frankfurt stammt das von Intendanten Bernd Loebe, der ja hauptsächlich dort die Oper leitet, gut ausgewählte Sängerensemble: Karen Vuong ist eine mädchenhaft, schüchterne Suzel mit kraftvollem und nuancenreichem Sopran. Gérard Schneider verfügt als Titelheld über einen schöngefärbten Tenor mit etwas engen Höhen. Nina Tarendek singt den Beppe sehr intensiv. Wunderbar weich hört man Domen Krizaj als David, der über einen Bariton verfügt, von dem man sich noch mehr zu hören wünscht. Homogen singt der Chor der Tiroler Festspiele (Einstudierung: Olga Yanum).

Viel Applaus im wegen der Pandemie bei weitem nicht vollem Saal!

Dr. Helmut Christian Mayer

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