Teatro Barocco: „Il maestro di cappella“ von Cimarosa und „Tod der Dido“ von Holzbauer-Vergessene Raritäten

Xl_tod_der_dido-barocco-8-22 © Teatro Barocco

Es geht nicht nur um richtig gesungene Töne und richtig artikulierten Text, sondern auch um die dazu passende, historische Gestik: Denn so wünscht sich dies Bernd Roger Bienert von seinen Sängern. Denn der gebürtige Wiener gilt als exzellenter Kenner barocker Operntradition und hat sich mit seinem vor genau zehn Jahren gegründeten Teatro Barocco einer historischen Aufführungspraxis verschrieben und will eine originalnahe Belebung eines möglichst werkgetreuen Gesamtkunstwerkes zu zeigen.

Besonders reizvoll ist es diesmal, „Il maestro di cappella“, ein humorvolles Intermezzo aus 1793 von Domenico Cimarosa im neuen Saal der Burg Perchtoldsdorf zu erleben. Es handelt höchst vergnüglich von einem Sänger, der eine Arie mit einem Orchester einstudieren möchte und mit einzelnen Musikern und Instrumenten unzufrieden ist. Jinxin Chenzeigt eine köstlich komödiantische Ader als exaltierter Sänger und singt dazu mit einem exzellenten, kernigen Bassbariton.

Es folgt als österreichische Erstaufführung die tragische deutschsprachige Oper „Tod der Dido“ von dem heute unbekannten, österreichischen Komponisten Ignaz Holzbauer (UA 1784), Über Holzbauer merkte kein Geringerer als Mozart an: „Der alte Man hat Feuer!“ Es geht darin um die letzten Stunden der von Aeneas verlassenen Königin von Karthago. In dieser Rolle fasziniert Katharina Adamcyk als leidgeplagte Dido mit schönem, leichtem Sopran. Ayeléna Paula Mose als ihre Schwester Selena weiß sehr wortdeutlich bis in enorme Höhen vorzudringen und sichere Koloraturen zu entfalten. Christopher Willoughby als Osmida sowie wieder Jinxin Chen als Jarbas gefallen in kleineren Rollen.

Mit leichten Intonationsmängeln speziell bei den Streichern aber immer durchsichtig und akzentreich erklingen beide Werke beim auf Alte Musik spezialisierten Ensemble des Teatro Barocco auf historischen Instrumenten, unter dem, es vom Hammerklavier leitenden Christoph Ulrich Meier.

Beides spielt man in nahe am Original nachgebauten Kulissen eines Thronsaales mit Fensteröffnungen und prächtigen Barockkostümen und wieder durch akribische Forschung und Sorgfalt des Intendanten Bienert, der wieder für Regie, Bühnenbild, Kostüme und Licht verantwortlich zeichnet, in barocker, den Text nachvollziehbarer Gestik, bei zuerst schummrigem Licht, um so das damals verwendete Kerzenlicht nachzustellen bis Karthago wirkungsvoll glühend rot zu brennen beginnt. Großer Jubel!

Dr. Helmut Christian Mayer

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