Taggenbrunner Festspiele: Ein Tenor mit silbrigem Glanz

Xl_beczala-taggenbrunn-11-19-2 © Ferdinand Neumüller

Auf der frisch und gekonnt renovierten Burg von Taggenbrunn in der Nähe der kleineren Stadt St. Veit/Glan in Kärnten geben sich momentan die Sängerstars die Klinke in die Hand. Und aller guten Dinge sind drei. Nach der Sopranistin Camilla Nylund und dem Bass Günther Groissböck folgte jetzt der Dritte. Startenor Piotr Beczala, auf allen wichtigen Bühnen und Festivals zu Hause, gab einen wunderbaren Liederabend.

Da erlebte ein gespannt lauschendes Publikum bei den neugegründeten Taggenbrunner Festspielen ein reichhaltiges, Programm, das mit Robert Schumanns Liederzyklus „Dichterliebe“ startete: Hoch poesievoll und wortdeutlichst von Beczala gesungen, wobei er hier alle emotionalen Klimazonen einer unglücklichen Liebe wunderbar durchschritt.

Polnisches aus der Heimat des Tenors folgte: Der bei uns völlig unbekannte Komponist Mieczyslaw Karlowicz (1876-1909), der nur 32 Jahre alt wurde und neben symphonischen Dichtungen 22 romantische Lieder schrieb, wurde vom sympathischen Sänger präsentiert. Der darin enthaltenen verzaubernden Wehmut und Trauer wurde der Ausnahmetenor dabei voll gerecht.

Nach dem Liederzyklus „Zigeunermelodien“ von Antonín Dvorák, mit Ursprung im böhmischen Volksliedschatz, beendeten ausgewählte Lieder von Sergej Rachmaninow den Abend mit impressionistischer, schillernder Klavierbegleitung.

Piotr Beczala ist ein Sänger, wie man sich ihn nur wünschen kann und er war in Topform:  Er verfügt über einen Tenor mit silbrigem Glanz, wunderbarem Timbre, weichen Lyrismen, herrlicher Phrasierungskunst, geschmeidigen Linien und ungefährdeten Höhen. Sein Stimmumfang ist eindrucksvoll, seine warme, satte Tiefe betörend, seine strahlende Höhe makellos.

Und wieder wusste der großartige Helmut Deutsch einfühlsam und kongenial am Klavier zu begleiten.

Drei Zugaben für den nicht endenwollenden, lautstarken Applaus folgten, darunter ein Lied von Peter Iljitsch Tschaikowsky, ein neapolitanisches Volkslied und die sanfte „Zuneigung“ von Richard Strauss: Auch diesmal gab es wieder stehende Ovationen für das dritte auserlesene Konzert!  

Die Konzertreihe bei den Taggenbrunner Festspielen wird 2020 vom Mai bis November mit Sängerinnen und Sängern wie Pavol Breslik, Johannes Martin Kränzle, Mauro Peter, Ildiko Raimondi, Herbert Lippert, André Schuen, Violeta Urmana, Michael Volle und anderen fortgesetzt. Weiters werden auch Künsterlinnen und Künstler auch aus dem Bereich der Kammermusik auftreten.

Dr. Helmut Christian Mayer

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