St. Margarethen: Imposante Schaueffekte bei Wagners „Der fliegende Holländer“

Xl_holl_nder-st_margarethen-7-25-2 © Oper im Steinbruch

Der Rumpf des Schiffes ist aufgerissen, die roten Segel sind zerfetzt. Es wirkt wie ein Piratenschiff, sehr heruntergekommen und vorne mit Seetang, Algen und einem riesigen Oktopus bedeckt. Es wirkt ebenso abgeranzt wie die darauf befindliche Mannschaft. So taucht es mit dem Holländer am Bug zwischen riesigen Wellen vor der Felsküste und den am Hügel befindlichen Häusern und einem Leuchtturm auf: Das detailreiche Bühnenbild von Momme Hinrichs für Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ als heurige Oper im Steinbruch von St. Margarethen/Burgenland, wo erstmalig dieser Komponist aufgeführt wird, ist sehr imposant und bietet tolle Schaueffekte. So lassen etwa magische Lichteffekte und Projektionen die Wellen im Sturm schäumen. Sentas Haus, dessen Vorderfront sich wegklappen lässt, liegt in der Felswand im Mittelpunkt, ziemlich weit weg vom Auditorium, weswegen man das dortige Geschehen nur mit Live-Projektionen in Art eines Stummfilms auf der Felswand verfolgen kann. Die Kostüme von Eva Dessecker sind historisch stilisiert. Die eigentlich Personenführung von Philipp M. Krenn wirkt etwas distanziert und statisch, lässt die Geschichte aber klar erkennen. Zum Finale stürzt sich Senta in einem spektakulären Stunt brennend vom Leuchtturm in die Tiefe und die gesamte Bühne scheint jetzt zu brennen.

Beeindruckend ist auch die musikalische Umsetzung, meist mit guter Textverständlichkeit beim Ensemble: Allen voran singt die Bayreuth-erprobte Elisabeth Teige die Senta auf Topniveau mit feinster Differenzierungs- und Modellierungskunst sowie tollen Höhen. In schwindelnder Höhe muss sie auch mehrmals ihr Hausdach erklimmen. George Gagnidze verströmt als Titelheld düstere Bühnenpräsenz, überzeugt mit mächtiger Stimme, teils etwas knorrig in der Tiefe.Solide klingt Liang Li als Daland. Mit hellem, schönem Tenor hört man den Erik des AJ Glueckert. Fabelhaft und höhensicher singt Jinxu Xiahou den Steuermann. Roxana Constantinescu ist eine gute Mary. Manchmal etwas zu leise aber immer homogen singt der Philharmonia Chor Wien (Einstudierung: Walter Zeh).

Leider lässt die Verstärkeranlage das Piedra Festivalorchester teils recht dumpf und zu wenig mächtig erklingen. Der Wagner-erfahrene Patrick Lange am Pult weiß durchaus Spannung und Emotion zu erzeugen, die jedoch fallweise mehr ausgereizt hätte werden sollen.

Großer Jubel trotz kalter Temperaturen und viel Wind!

Zu Beginn konnte Daniel Serafin als künstlerischer Leiter wieder viel Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kunst begrüßen. Für nächstes Jahr ist Giacomo Puccinis „Tosca“ geplant.

Dr. Helmut Christian Mayer

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