Seefestspiele Mörbisch mit Franz Lehárs "Land des Lächelns": Imposanter Farbenrausch im Land des Drachen

Xl_land_des_l_chelns-seefestspiele-m_rbisch-7-19-2 © APA - Jerzy Bin

Eigentlich ist ihre Liebe von Anfang an zum Scheitern verurteilt, denn zu unterschiedlich sind ihre Kulturen: Fremde Sitte und strenge Regeln verhindern ein Happy-End in China. Wiewohl man immer wieder dagegen anzukämpfen versucht, bleibt das Schicksal unumstößlich: Bei den Seefestspielen am Neusiedlersee erklingt heuer Franz Lehárs Meisterwerk „Das Land des Lächelns“ aus der sogenannten Silbernen Wiener Operettenära. Es ist die zweite Produktion, die Peter Edelmann als Künstlerischer Direktor hier in Mörbisch zu verantworten hat und die seinem Motto, nur die Top-Werke dieses Genres auf der größten Operetten-Open-Air Bühne der Welt hier aufzuführen, entspricht.

Wieder ist es, wie im Vorjahr, auch heuer gelungen, ein tolles Ensemble aufzustellen: So singt Elissa Huber die Lisa mit schöner Höhe und feiner Phrasierung.  Eine Entdeckung ist geliebter Prinz Sou-Chong, den Won Whi Choi reich an Farben, Schmelz und sicherer Höhe singt. Vor allem der anrührende Hit „Dein ist mein ganzes Herz“ gelingt ihm ganz vortrefflich. Seine quirlige Schwester Mi singt Katerina von Bennigsen mit leichtem, schönem Sopran. Maximilian Mayer kann als Graf Gustav von Pottenstein durch hübschen Gesang wie auch durch Komödiantentum punkten. Als Obereunuchen gibt es ein Comeback des früheren, langjährigen Intendanten von Mörbisch, dem unverwüstlichen Harald Serafin, dessen Rolle stark aufgewertet wird und dessen Auftritt inklusive neuer Texte von ihm und Felix Dvorak nur teils humorvoll wirkt. Sehr homogen singt auch der Chor (Einstudierung: Walter Zeh).

Lehár ist ein fantasievoller Maler fernöstlicher Stimmungslandschaft. Die farbige Orchestration und exotisch getönte Harmonik, Melodik und Rhythmik werden vom Festival Orchester Mörbischunter Thomas Rösner, mit teils breiteren Tempi und sehr einfühlsamem Raffinement wiedergegeben. All dies ist auch akustisch noch verbessert zu vernehmen, bedingt durch einen neuen, die Bühne allumspannenden Bogen, auf dem auch Projektionen zu sehen sind, mit neuen Lautsprechern.

Auf der Cinemascope-Bühne wird auch dieses Jahr szenisch nicht gekleckert, sondern aus dem Vollen geschöpft. Den in Wien spielenden, ersten Akt zeigt man im Wurstelprater mit der Calaffati-Figur, einer Drachenbahn, einem Panoptikum und mehr. Die intimeren Momente zwischen Lisa und ihrem chinesischen Prinzen spielen in einem wunderbar gestalteten Jugendstilsalon, indem er ihr als Zeichen seiner Liebe eine goldene Buddha-Statue schenkt. Für den zweiten und dritten Akt, die ja dann in China spielen, hat sich Bühnenbildner Walter Vogelweider einen riesigen Drachenkopf, der unter Publikumsapplaus hereingeschoben wird und dann fast die gesamte Bühne beherrscht, ausgedacht. In bunten, phantasievollen und vor allem sehr ästhetischen Kostümen von Christof Kremer erzählt Leonard Prinsloo als Regisseur und Choreograph die sentimentale Geschichte um die gescheiterte Liebe einer Wiener Adeligentochter und eines chinesischen Prinzen ohne Neudeutung ganz schlüssig mit sehr vital geführten Menschenmassen von Chor, Ballett, Statisterie, Kindern, aber auch Akrobatik auf roten Bändern in schwindelnder Höhe als bunte, mitreißende Show. Viele Momente werden mit hinreißendem Ballettszenen angereichert, unter anderem mit dem Walzer „Gold und Silber“ natürlich auch von Lehár. Aber auch die intimen kammerspielartigen Szenen, durchaus auch mit den nötigen Momenten der Rührseligkeit, werden sehr anrührend gezeigt.

Riesenjubel im prominent besetzten Publikum! Wie verkündet spielt man nächstes Jahr hier in Mörbisch Leonard Bernsteins „Westside Story“.

 

Dr. Helmut Christian Mayer

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