Schumanns "Das Paradies und die Peri" in Krems: Wiederentdeckung eines Meisterwerks

Xl_chorakademie_krems-3-21-4 © Chorakademie Krems

Zum 45. Mal fand 2020 die internationale Chorakademie Krems statt. Sie will ChorsängerInnen und ChorleiterInnen die Möglichkeit geben, ihre Sing- und Dirigierpraxis unter fachkundiger Anleitung zu perfektionieren. Zu diesem Zweck werden immer wieder hochqualifizierte Dozenten zu den Seminaren eingeladen.

Die künstlerische Gesamtleitung liegt in den Händen von Erwin Ortner, langjähriger Professor für Chorleitung und Chorische Stimmbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie Gründer und Leiter des Arnold Schönberg Chores und seit 2010 Leiter der Wiener Hofmusikkapelle. 

Und wie jedes Jahr wurde dabei auch diesmal ein Programm für das Abschlusskonzert vorbereitet, wobei es Ortner gelang, einen wahren Schatz auszugraben: Von Robert Schumann, der ja im Jahr 2020 als Jubiläumskomponist seinen 200. Geburtstag feierte, „Das Paradies und die Peri“ op. 50., ein selten aufgeführtes weltliches Oratorium mit wechselnden Solisten zu präsentieren.  Das Werk war übrigens Schumanns erster Erfolg (Uraufführung: 1843 in Leipzig) und brachte ihm endlich die Anerkennung des deutschen wie auch des internationalen Musiklebens. Allein bis 1855 kam es zu 50 unterschiedlichen Aufführungen nicht nur in allen Musikstädten des deutschsprachigen Raums, sondern auch in Europa, den USA und sogar in Kapstadt. Heute stellt das Stück allerdings nur eine Randexistenz im Repertoire dar.

Es handelt von Peri, ein aus dem Paradies ausgestoßenes Geisterwesen der persischen Mythologie. Sie muss, um wieder im Paradies aufgenommen werden, „des Himmels liebste Gabe“ beibringen. Zweimal macht sie sich vergeblich auf die Suche und erst als sie beim dritten Versuch die reumütige Träne eines Verbrechers bringt, öffnet sich für sie wieder die Himmelspforte und sie wird von Jubelgesängen der Seligen begrüßt.

Diese Geschichte wird wegen ihrer sentimentalen Färbung heute als das Hauptproblem des Werkes betrachtet. Aber das Stück wirkt jedenfalls musikalisch auch durch die starke Reduktion der Rezitative und die Verbindung der Einzelnummern zu größeren szenischen Komplexen und der Aufwertung des Orchesterapparates. Der fast durchgehend intime, lyrische Charakter mit dem Eindringen typischer Schumann‘scher Liedmelodien wurden von Erwin Ortner am Pult des auffallend jung besetzten Oberösterreichischen Mozartensembles in der Stadtpfarrkirche von Krems wunderbar und mit vielen Zwischentönen herausgearbeitet. Besonders konzentrierte sich sein Dirigat aber auf den von ihm auch einstudierten Chor der Chorakademie, der teilweise auf den Kirchenbänken seitlich und hinter seinem Rücken platziert war. Dieser sang sehr homogen, ausbalanciert und wortdeutlich.

Und dann hörte man da überwiegend sehr gute, wortdeutliche Gesangssolisten: Ursula Langmayr sang die Peri mit leichtem, klarem Sopran. Michael Nowak war der fast dauerhaft beschäftigte Erzähler. Man hörte seinem weichen, lyrischen und höhensicheren Tenor gerne zu. Schön phrasierend erlebte man noch den Sopran von Judith Graf, den Mezzosopran von Martina Hübner, den hellen Alt von Johanna Krokovay. Weniger zum Einsatz kamen noch der schöne Tenor von Thomas Künne, Florian Widmann und der etwas manieriert singende Tenor Jan Petryka sowie der voluminöse Bass von Gerd Kenda.

Das Konzert ist noch auf youtube anzusehen: Robert Schumann - Das Paradies und die Peri - ICAK 2020 - YouTube

Dr. Helmut Christian Mayer

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