Salzburg: Tröstlich langsam zelebrierte Schönheit bei Brahms „Ein deutsches Requiem“ bei den Osterfestspielen

Xl_nelsons-gerhaher-kleiter-gewandhaus-salzburg-4-23-2 © Erika Mayer

Sehr überlegt hat Johannes Brahms den Text zusammengestellt. „Ein deutsches Requiem“ ist keinesfalls die deutsche Fassung des lateinischen Requiem-Textes, sondern eine musikalische Totenfeier, die quer steht zum liturgischen Modell. Ganz im Gegensatz zur traditionellen Bitte um Erlösung des Toten, steht bei Brahms der Mensch im Vordergrund, der Lebende, der Zurückgelassene. Er soll getröstet werden.  Auch hier schlug Andris Nelsons beim Gewandhausorchester Leipzig im Großen Festspielhaus, dem Residenzklangkörper bei den diesjährigen Osterfestspielen, mit großer Würde und Ruhe weihevolle, ja langsame Tempi an. Dadurch kam das singuläre Stück auf eine Dauer von fast 90 Minuten. Er wusste aber einen Farbenreichtum zu erzeugen, modellierte subtile Phrasen mit großer Sorgfalt ebenso wie Steigerungen gekonnt heraus. Er ließ die Höhepunkte dieser der Erlösung durch Trost gewidmeten Totenmesse immer wieder enorm anschwellen, allerdings hat man das siebensätzige Werk schon packender und zwingender gehört.  In erster Linie setzte er auf romantischen Wohlklang. Der tiefe Ernst gepaart mit Poesie wirkte erschütternd aber auch besänftigend.

Julia Kleiter sang den Sopranpart, ihre einzige Arie „Ihr habt nun Traurigkeit“ mit tiefer Inbrunst und betörend schönen, ja strahlenden Tönen aber leider etwas schwer verständlich. Der große Liedsänger Christian Gerhaher, der beim österlichen Festival an der Salzach vielbeschäftigt auch gleich dreimal als exzellenter Wolfram in der diesjährigen Opernproduktion in Richard Wagners „Tannhäuser“ mitwirkt, ließ hingegen bei seinen beiden Arien, seinen edlen, qualitätsvollen Bassbariton exemplarisch wortdeutlich und ausdruckstark erklingen. Er führte uns wieder einmal kultivierteste Gesangskultur vor. Ein Ereignis war auch der Chor des Bayrischen Rundfunks (Einstudierung: Howard Arman), der mit feinsten Piani aber auch kraftvoll und dabei immer ausgewogen zu hören war. Ein Höhepunkt war sicher der Choral „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“.

Nach minutenlang zelebrierter Stille durch den Maestro gab es dann kurzen aber heftigen Applaus des ergriffen lauschenden Publikums!

Dr. Helmut Christian Mayer

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