Salzburg: Lyrische und zelebrierte Klänge bei den Wiener Philharmonikern, Thielemann und Garanca

Xl_garanca-thielemann-wiener-8-21 © Marco Borelli

„Liebst du um Schönheit“: Nicht nur diese innige Liebeserklärung von Gustav Mahler an seine Frau Alma, wurde zum Ereignis, sondern auch das Schlusslied mit seinem tiefempfundenen Thema „Ich bin der Welt abhanden gekommen“. Zuerst erklang es sehnsuchtsvoll in der Oboe, während es Harfe und gedämpfte Streicher einfühlsam untermalten. Dann setzte ihre Stimme ein: Zart und empfindsam, mit wunderbaren Piani, einfühlsamer Phrasierung und edelster Liedkunst erklang ihr samtiger und reich gefärbter Mezzosopran. Elina Garanca sang die melancholischen „Fünf Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert“ von Gustav Mahler im Großen Festspielhaus bei den Salzburger Festspielen exemplarisch. Auch deshalb, weil ihr die Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann einen einfühlsam gesponnenen Klangteppich zu Füßen legten.

Vollste Konzentration erlebte man dann bei der 7. Symphonie von Anton Bruckner, die rund 70 Minuten dauert. Thielmann ließ die einzelnen Phrasen bei den prächtig aufspielenden Wiener Philharmonikern ausschwingen und mit großer Suggestivkraft und Ausgewogenheit zwischen den Instrumentengruppen, bei denen das prächtige Blech besonders hervorstach, musizieren. Dabei verstand er es blendend, mächtige Spannungsbögen aufzubauen und die Dynamik auszureizen. Unter dem Eindruck des Todes des von Bruckner hoch verehrten Idols Richard Wagner entstand das Adagio dieser Symphonie. Besonders die Coda dieses zweiten Satzes gehört wohl zu den ergreifendsten Momenten der Orchestermusik überhaupt: Die Feierlichkeit und die Weltabgewandtheit des Hauptthemas, das wie eine wagnersche „unendliche Melodie“ fortgesponnen wird, wurde mit seiner ganzen Farbigkeit und Innigkeit, wie auch die übrigen Sätze der Symphonie, im besten Sinn des Wortes zelebriert.

Stehende Ovationen!

Übertragung in ORF 2, am 15.8., um 10.50 Uhr.

Dr. Helmut Christian Mayer

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