Salzburg: Die Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti mit Schubert und Bruckner - ein Ereignis

Xl_muti-wiener-8-2024-c_marco-borrelli-1 © Marco Borelli

Die Messe Nr. 3 f-Moll gilt als die bedeutendste Messkomposition von Anton Bruckner. Sie ist zugleich die letzte von 5 Messvertonungen, die er insgesamt schrieb.Wegen ihrer großen Besetzung von vier Solisten, einem großdimensionierten Chor und einem riesigen Orchester und ihrer symphonischen Anlage und ihrer deutlich säkularen Züge wird sie im Konzertsaal weit öfter aufgeführt als in Kirchen. So wie auch jetzt gleich dreimal bei den Salzburger Festspielen im ausverkauften Großen Festspielhaus, wo sogar noch seitlich Stühle aufgestellt werden mussten.

1868 lotete Bruckner damals noch als Linzer Domorganist die Grenzen des Machbaren aus und trieb den Chor bis an die Grenzen der Singbarkeit bevor er sich dann vor allem der Gattung Sinfonie in Wien widmete. Bruckner immer wieder als „Musikant Gottes“ bezeichnet, war zeitlebens tief gläubig und schaffte es wie nur wenige Komponisten seiner Generation, zentrale Glaubensinhalte eindrucksvoll in Musik zu setzen. In dieser Messvertonung wurden jetzt die starken Kontraste in Dynamik und Klangfarben von den Wiener Philharmonikern mit exzellenten solistischen Leistungen unter dem wieder einmal souveränen Riccardo Muti wunderbar umgesetzt. Große Ausgewogenheit herrschte zwischen den Instrumentengruppen, bei denen das ungemein sichere, prächtige Blech besonders hervorstach, aber auch die warmen Streicher und die präzisen Holzbläser faszinierten. Ausgewogen und klangschön sangen die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor (Einstudierung: Ernst Raffelsberger) sowie die vier exzellenten Solisten Ying Fang mit höhensicheren, reinsten Sopran, Wiebke Lehmkuhl mit dunklem Alt, Pavol Breslik mit hellem Tenor und der junge William Thomas mit mächtigem Bass. Besonders das umfassende, strahlende Credo beeindruckte, ebenso wie das Benediktus, das wie auch die anderen Adagios aus seiner Feder mit großer Innigkeit immens berührte.

Vor der Pause wurde Franz Schuberts 4. Sinfonie, mit dem Beinamen „Die Tragische“, die der Komponist bereits mit 19 Jahren geschrieben hat, mit der gewünschten kraftvollen Anmut, unbeschwerten Spielfreude aber auch mit großer Verinnerlichung musiziert.

Stehende Ovationen für Bruckner!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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