Salzburg: Berliner Philharmoniker unter Daniel Harding und Tabea Zimmermann faszinieren

Xl_zimmermann_tabea-marco-borrelli-salzburg-8-22 © Marco Borelli

Einsamkeit, Trauer und katastrophale Zusammenbrüche prägen das Werk. Als ob er es geahnt hätte, denn kurz nach dessen Fertigstellung (UA 1986) erlitt Alfred Schnittke seinen ersten Schlaganfall. Zudem strotzt das dem berühmten Bratschisten Yuri Bashmet gewidmete Konzert für Viola und Orchester, das sich aus dem Kanon der verschiedensten Musikepochen bedient, nur so von technischen Vertracktheiten und immensen, kaum mehr spielbaren Schwierigkeiten. Kein Problem für Tabea Zimmermann, die zu den Großen ihrer Zunft zählt:  Die deutsche Bratschistin bewältigte diese bei den Salzburger Festspielen im Großen Festspielhaus mit fulminanter Bravour und reich an Nuancen. Die Berliner Philharmoniker unter Daniel Harding, eingesprungen für Kirill Petrenko begleiteten mit dunklen Farben, da Schnittke auf Geigen gänzlich verzichtet, dafür mit ausgeweitetem Schlagwerk und Tasteninstrumenten souverän das kontrastreiche Stück.

Dann folgte Anton Bruckners populäre 4. Symphonie. Den vom Komponisten stammenden Beinamen „Romantische“ nahmen der britische Dirigent und die Musiker wörtlich und zelebrierte den monumentalen, komplexen Musikkosmos wunderbar ausgewogen: Mit seidigen-warmen Streichen, feinem Holz, sicherem, strahlenden Blech und tollen Solisten aus den eigenen Reigen (vor allem der viel beschäftigte Solohornist blies butterweich und immer perfekt). Es kam zu einer enormen Mobilisierung von großer Klangsinnlichkeit und reichen Nuancen- und Farbpaletten. Prachtvolle Kraftentfaltung mit extrem eruptiv herausgearbeiteten Steigerungen waren in einer durchgängig spannungsgeladenen Interpretation zu erleben: In dem berühmten, aus den Naturtönen gebildeten Hornruf, im trauermarschartigen zweiten Satz, im populären „Jagdscherzo“ mit seinem Triolengeschmetter und im hymnisch strahlenden Ausgang.

Stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading