Richard Dünser hat Schuberts Sinfonie in E-Dur vollendet - nun auch die österreichische Erstaufführung

Xl_d_nser-r_sner-4-23-1 © Musikverein

Schon mit 13 Jahren schrieb er seine ersten Kompositionen, die er dann mit seinem Bruder und einem Freund aufführte. In der 7. Klasse des Gymnasiums gab er seinen ersten Kompositionsabend.  Und bald studierte Richard Dünser Musik, neben Klavier und Gesang auch Komposition in Wien bei Francis Burt sowie bei Hans Werner Henze in Köln und später in Tanglewood (USA). Sein erster Erfolg war dann ein gewonnener Kompositionswettbewerb mit dem Orchesterstück „Der Wanderer“, das von den Wiener Symphonikern uraufgeführt wurde. „Bald darauf entdeckten mich die Bregenzer Festspiele, wo mehrjährig Werke von mir uraufgeführt wurden“, erzählt der 63-jährige, gebürtige Vorarlberger und: „Auch mein für mich persönlich wichtigstes Werk, die Oper ‚Radek‘ wurde hier 2006 uraufgeführt, später dann auch in Wien und Holland!“ Mittlerweile hat Dünser ein reiches Oeuvre aus allen Bereichen der klassischen Musik vorzuweisen.

Und er liebt Franz Schubert: „Seine Musik begleitet mich jetzt schon fast vier Jahrzehnte lang. Es ist einfach toll, wie mit welch‘ einfachen Mitteln er so wirkungsvolle, nahegehende Stimmungen erzeugen kann.“ Nach Instrumentierung und Bearbeitungen verschiedenster seiner Werke für Orchester vervollständigte er den Operntorso „Der Graf von Gleichen“, der dann bei der Styriarte 1997 erfolgreich uraufgeführt wurde. Diese Version wurde vom Dirigenten Mario Venzago als „das Beste am Markt und als Schubert in absoluter Vollendung bezeichnet“. Von Venzago bekam Dünser auch den Auftrag, die E-Dur Sinfonie zu vollenden: „Dazu habe ich einerseits seine schon vorhandenen Skizzen verwendet, andererseits habe ich für die Mittelsätze andere unvollendete Stücke, etwa das wunderbare Andante D 936 verwendet, das Schubert in seinen letzten Lebenswochen komponiert hat. In mehreren Monaten ununterbrochener Arbeit 2021 habe ich versucht, in seinen Harmonien zu denken, die Kontrapunkte des Spätwerks nachzuempfinden undeinzubauen, um so seinem Schönheits- und Klangideal möglichst nahe zu kommen.“

Das Werk war innerhalb eines Jahres neun Mal in Orchesteraufführungen in verschiedenen europäischen Städten und mehrmals in diversen Rundfunksendern zu hören. Über die Uraufführung in München im März 2022 wurde folgendes berichtet: „Eine ‚neue‘ große Symphonie von über 40 Minuten Spieldauer; ein originelles und packendes Werk, das durch seine Geschlossenheit unmittelbar überzeugt.“

Davon konnte man sich jetzt auch beim Musikvereinskonzert im Klagenfurter Konzerthaus überzeugen: Unwiderstehlich schön erklang die Melodie zuerst in der Klarinette, dann in der Oboe, bis sie vom gesamten Orchester übernommen wurde: Sie stammt aus dem Andante-Fragment D 936, in seinen letzten Lebenswochen komponiert und das Richard Dünser zur Rekonstruktion von Schuberts unvollendet gebliebener E-Dur Sinfonie D 729 verwendet hat. Der an der Grazer Kunstuniversität lehrende Komponist, der schon seit Jahrzehnten Schuberts Werk bearbeitet und vollendet, hat aus den vorhandenen Skizzen eine ganz im Sinne von Schubert mit einem unwiderstehlich heiteren Schlusssatz geschaffen. Dessen österreichische Erstaufführung fand jetzt im ausverkauften Konzerthaus Klagenfurt beim Musikverein für Kärnten statt und wurde von der Beethoven Philharmonie aus Baden bei Wien unter ihrem Chefdirigenten Thomas Rösner mit Spielfreude und Schwung wiedergegeben.

Dann kam bei Robert Schumanns selten aufgeführtem, etwas sperrig anmutenden Violinkonzert d-Moll die Stunde des Benjamin Schmid: Große Intonationssicherheit und Tonreinheit sind seine Vorzüge. Besonders samtig und innig flossen Töne aus seiner edlen Stradivari-Violine beim langsamen Satz, wobei er vom Orchester einfühlsam begleitet wurde. Seine beeindruckende Technik zeigte der österreichische Geiger auch bei der Zugabe der Etüde Nr. 13 von Rodolphe Kreutzer. Zum Kehraus wurde noch Ludwig van Beethovens 3. Leonoren-Ouvertüre aus dessen Oper „Fidelio“ effektvoll und mitreißend musiziert.

Viel Applaus beim letzten Konzert der Saison 22/23 des Musikvereins!

Aber auch jetzt ist Richard Dünser, von dem schon einige Werke in Klagenfurt in den letzten Jahren beim Musikverein aufgeführt wurden (wie etwa das Elektra-Monodram oder die Radek-Sinfonie) schon wieder sehr produktiv: „Derzeit arbeite ich an einem Bratschenkonzert, das ich den Opfern des Ukrainekriegs widmen werden und das auch zwei ukrainische Volksweisen beinhaltet.“

Dr.Helmut Christian Mayer

 

Zur Person:

Richard Dünser

Geboren in Bregenz, 63 Jahre alt, Kompositionsstudien in Wien bei Francis Burt, bei Hans Werner Henze in Köln sowie in Tanglewood (USA). Zahlreiche Preise und Kompositionsaufträge. Seine unterschiedlichen Werke (Opern, Orchesterwerke, Kammermusik) wurden von Interpreten wie Vladimir Fedosejev, Donald Runnicles, Franz Welser-Möst, Heinrich Schiff, Christian Gerhaher, Ensemble Modern, Klangforum Wien, Wiener Symphonikern, Wiener Concert-Verein, RSO Wien, Bruckner Orchester Linz, Camerata Salzburg, Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks aufgeführt und auf CD aufgenommen u.a. die Version des Opernfragments "Der Graf von Gleichen" nach Franz Schubert (UA 1997 bei der "styriarte" Graz). Lehraufträge in Salzburg, Innsbruck, Feldkirch und in Graz (hier seit 1991 Professur für Musiktheorie).

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