Raiding: Beim Liszt-Festival waren wieder exquisite Konzerte zu erleben

Xl_schmid-erkes-bronzi-lazic-raiding-10-23 © Helmut Christian Mayer

Die Farben leuchteten in vielen Schattierungen. Vom zartesten Piano bis zum kräftigsten Forte hörte man alle dynamischen Nuancen. Durchsichtig, einfühlsam bis kraftvoll mitreißend und immer höchst vital war ihre Interpretation. Jeder für sich ein exzellenter Solist und doch fügte sich alles zu einem Ganzen:Genauso erlebte man Benjamin Schmid (Violine) und seine Freunde Johannes Erkes (Viola), Enrico Bronzi (Cello) und Dejan Lazic (Klavier) beim Lisztfestival in Raiding im Burgenland an seinem Geburtsort rund um dessen Geburtstag bei zwei Klavierquartetten von Wolfgang Amadeus Mozart, KV 478 und KV 493. Letzteres wurde ein spielerisch helles Musizieren in lockerem Stil. Schwärmerischen Ausdruck beherrschte das Larghetto, bei dem die Streicher sangen und das Klavier silberhell begleitete. Das Finale tänzelte als fein ziselierte Spielmusik vorüber. Für die Einspielung dieser Klavierquartette durften sich die Musiker 2021 über den Opus-Klassik-Preis freuen. Dazwischen wurde noch die vielleicht beste KV 454 der insgesamt 32 Violinsonaten Mozarts platziert, die Schmid gemeinsam mit dem Pianisten meisterlich spielte.

Am nächsten Tag bot die österreichisch-rumänische Pianistin Maria Radutu, Gewinnerin zahlreicher Wettbewerbe ein breitgefächertes Programm. Unter dem Titel „Phönix“ beschäftigt sich die in Bukarest geborene und in Wien lebende 39-Jährige mit der Frage, wie man eine „Wiedergeburt“ musikalisch gestalten kann. Aus verschiedenen Blickwinkeln, dies auch verbal selbst erklärend, erklangen etwa Werke von Franz Liszt„Vallée d'Obermann“ oder der „Mephisto Walzer Nr. 1“ aber auch Stücke von Gluck, Chopin, Satie, Bartok, Strawinsky, Gershwin. Sie spielte sie alle mit perlender Geläufigkeit, Griffsicherheit und sehr variablem, tiefem Ausdruck.

Schließlich gab es bei einer Matinee „Liszt pur“ mit Werken von Franz Liszt für Klavier und Orchester im Originalklang. Besonders reizvoll war, dass der 36-jährige Eduard Kiprsky aus St. Petersburg auf einem Konzertflügel „Erard“ aus 1850 spielte, auf dem Liszt auch noch selbst musiziert hatte. Er interpretierte den „Totentanz“, mit seinen sechs Variationen auf dem „Dies Irae“-Motiv basierend wie auch die sehr futuristisch klingende „Malédiction“ (Verfluchung) mit phänomenaler Präsenz und Perfektion und staunen machender Virtuosität und Technik.

Das bewährte Orchester Wiener Akademie auf historischen Originalinstrumenten schon über Jahre „Orchester in Residence“ in Raiding unter ihrem stets animierenden Künstlerischen Leiter Martin Haselböck waren dabei gleichwertiger Partner und spielten spielfreudig, farben- und nuancenreich auch noch „Vom Fels zum Meer!“ – Deutscher Siegesmarsch für Orchester und die symphonische Dichtung „Hunnenschlacht“, in welcher eine ungeheure Spannung zwischen Krieg und Frieden erklang.

Jubel an allen drei Tagen!

Dr. Helmut Christian Mayer

 

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