Puccinis "La fanciulla del West" beim Wexford Opera Festival: In minimalistischer aber gelungener Form

Xl_fanciulla_del_west-wexford-_by_paula_malone_carty-10-18 © Paula Malone Carty

Als seine beste Oper bezeichnete der Komponist sein Werk selbst. Auch Anton Webern konnte sich dafür begeistern. Und es ist tatsächlich auffallend, dass „La fanciulla del West“ oder „Das Mädchen aus dem goldenen Westen“, so der deutsche Titel, wegen seiner kühnen Harmonik ungewohnt modern, prachtvoll zerklüftet und somit ganz anders klingt, als die Vorgängeropern wie „Manon Lescaut“, „La Bohème“ oder „Madama Butterfly“. Zudem hat Giacomo Puccini dem 1910 an der Metropolitan Opera New York höchst erfolgreich uraufgeführten Stück – mit Arturo Toscanini am Pult und Enrico Caruso als Dick Johnson - bis auf eine Tenorarie „Che’ella mi creda“ keine Ohrwürmer geschenkt. Effektvolle Wirkung und Dramatik gehen hier vor Melodienschönheit. Und trotzdem hat das im Vergleich zu anderen Opern des großen italienischen Opernkomponisten seltener aufgeführte Musikdrama eine ungemein reiche, raffinierte Klangmixtur, viel an harmonischer Weitläufigkeit zu bieten mit impressionistischen Anklängen und einigen amerikanischen, folkloristischen Westenmelodien.

Jetzt präsentiert das Wexford Opera Festival die Oper, die immer im Schatten der anderen Puccini-Opernhits stand, als sogenanntes „Shortwork“. Dabei werden neben den großen Opernproduktionen im Festspielhaus in einer eigenen Aufführungsreihe Musikdramen in gekürzter Form im großen Saal des renommierten Clayton Whites Hotels in der Kleinstadt an der irischen Südostküste aufgeführt.

Dabei wählt Brenda Harris eine grundsolide Inszenierung. Für das kalifornische Goldgräbercamp um 1850 sowie Minnies Saloon und ihr Heim reichen nur minimale, angedeutete Kulissenteile inklusive der typischen Kostüme aus dem Wilden Westen. Die Regie ist ohne innovative Interpretationsversuche macht die Geschichte der Minnie absolut klar nachvollziehbar und schafft dank der Protagonisten durchaus einige packende und spannende Momente.

Elisabetta Farris, die schon bei Franco Leonis Oper „L’oracolo“ sehr positiv aufgefallen ist, singt die Minnie mit makellosem Legato, wunderbaren Lyrismen aber auch kraftvollen Attacken. Craig Irvin ist der „gute“ Bandit Dick Johnson. Er singt ihn tadellos, im Spiel ist er vielleicht etwas hölzern. Richard Shaffrey ist der „böse“ Sheriff Jack Rance, den er kernig, intensiv und zum Fürchten singt und spielt. Auch die vielen kleineren Partien sind durchaus passend besetzt.

Giorgio D’Alonzo muss am Klavier ein ganzes Orchester ersetzen. Es gelingt ihm dies nicht immer, da er naturgemäß den weit aufgefächerten, raffinierten Klangteppich mit reichem Kolorit Puccini nicht zu imitieren vermag. Aber er spielt sehr ambitioniert und technisch gut.

Viel Jubel!

Helmut Christian Mayer

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