Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" in Wien: Lachen ist Trumpf

Xl_orpheus_in_der_unterwelt-wien-1-23-1 © Barbara Pallfy

Sie nennen sich „Spymonkey“ und ihr Name ist Programm. Sie sind eine im englischen Brighton seßhafte Comedy Truppe, die international große Erfolge feiert und vor nichts und vor niemanden Respekt hat. Auch nicht vor Jacques Offenbach und seiner Opéra bouffe „Orpheus in der Unterwelt“. Denn ihr Motto lautet ganz simpel: Einfach Spaß haben. Und so wurde bei der Neuproduktion dieses Werks an der Wiener Volksoper ausgiebig und ausgelassen geblödelt und köstlicher, britischer Slapstick serviert, der teilweise an die legendäre Komödientruppe von Monty Python oder an den Humor von „Mr. Bean“ Rowan Atkinson erinnert. Mit einem Wahnsinnstempo, vollgestopft mit teils skurriler Komik und fantasievollen Ideen lassen die beiden Masterminds von Spymonkey Toby Park und Aitor Basauri die Operette ohne jegliche pseudoaktuelle, politische und sozialkritische Anspielungen ablaufen. Passend dazu: die bunte und grelle Ausstattung von Julian Crouch in stilisierten antiken Gewändern und gemalten Kulissen, die an ein barockes Theater erinnern, sowie unterfüttert von einer quirligen Choreographie von Gail Skrela. Da gibt es ein köstliches Ballett von Schafen, die auch weitertanzen, nachdem sie geschoren wurden. Da wird der populäre Can-Can von britischen Bobbies in zuckerlrosa Gewändern, bewaffnet mit Pfeifen getanzt. Jupiter verwandelt sich in eine Fliege um ins Schlafgemach der Eurydike einzudringen. Der Höllenhund Cerberus macht Häufchen, was noch mehr Fliegen anlockt.  Da erschient auch der Komponist (köstlich: Marcel Mohab) persönlich und will, dass endlich in Wien ihm zu Ehren eine Statue aufgestellt wird, die er nach der Höllenfahrt der Götter sogar bekommt. Er glaubt ständig in der Staatsoper zu sein und greift immer wieder in sein Stück ein. Der „Betriebsdirektor“ des Hauses Wolfgang Zimmer (stets aufgeregt: Georg Wacks) versucht ihn andauernd verzweifelt zu bremsen. Nur manchmal wird es zu viel der Witzchen und man wird von den Gags regelrecht überschwemmt.

Gesungen wird auf Deutsch: Eurydike wird von Hedwig Ritter koloraturenrein und mit strahlender Höhe gesungen und großer Komödiantik gespielt. Ihren Orpheus hört man von Daniel Kluge mit schmelzigem Tenor. Marco Di Sapia als Jupiter und seine Gegenspieler Timothy Fallon als Pluto sind ideal besetzt. Jakob Semotan als Merkur muss mit nacktem Oberkörper auf einem Hoverboard herumsausen. Juliette Khalil ist ein quirliger Cupido, Ursula Pfitzner eine sehr präsente und strenge Juno. Bei so manchen Dialogen müssten bei mehreren jedoch noch an der Textverständlichkeit gearbeitet werden. Ruth Brauer-Kvam als Öffentliche Meinung spricht besser als sie singt. Bestens auch der Chor der Wiener Volksoper (Einstudierung: Roger Díaz-Cajamarca).

Der ungemein souveräne Alexander Joel lässt am Pult des Orchesters der Wiener Volksoper mit viel Delikatesse, enormer Spritzigkeit, großer Präzision und teils atemberaubende Tempi muszieren, dass es eine Freude ist.

Und es wird stets lautstark gelacht. Zum Schluss ertönt ein riesiger Jubel im ausverkauften Haus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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