Musikverein Graz: Glänzender Einstand des neuen Chefdirigenten

Xl_huangci-christopoulos-graz-11-23-2 © Helmut Christian Mayer

Wenn man nicht tatsächlich dabei zusehen würde, würde man es nicht glauben, nämlich dass Claire Huangci tatsächlich nur mit der linken Hand spielte. Denn das Klavierkonzert für die linke Hand in D­-Dur hat Maurice Ravel so raffiniert komponiert, dass die Illusion entsteht, es würde mit beiden Händen gespielt werden. Als Auftragswerk komponiert für den Pianisten Paul Wittgenstein, der im Krieg seinen rechten Arm ver­loren hatte, stellt es im Repertoire eine Besonderheit dar. Die Pianistin bewältigte im Grazer Stefaniensaal dabei alle technischen Vertracktheiten mit präziser Bravour, perlenden Läufen, großer Griffsicherheit und tiefem Ausdruck. Für den reichen Applaus bedankte sich die US-amerikanische Pianistin mit einer Zugabe, mit dem Lied „Aufenthalt“ von Franz Schubert/Franz Liszt aus dem Liedzyklus „Schwanengesang“.

Für die ideale Begleitung sorgten die Grazer Philharmoniker unter Vassilis Christopoulos. Aber nicht nur damit gab der neue Chefdirigent dieses Orchesters und der Oper Graz mit stets animierenden und präzisen Gesten beim Grazer Musikverein mit großem Orchester seinen glänzenden Einstand. Denn zuvor erklang noch aus seiner griechischen Heimat das kurze, zeitgenössische Stück Metastaseis (komponiert im Jahr 1954) von Iannis Xenakis. Hier wurden die hochkonzentrierten Musiker der strengen seriellen Strukturen und klanglichen Räumen voll gerecht.

Dann gefiel ganz besonders die Interpretation der 2. Symphonie von Sergej Rachmaninow mit üppigem, romantischen Schönklang und warmen Valeurs. Hier jongliert der Komponist, wie bei seinen meisten Werken, die oft an Filmmusik gemahnen, zwischen Virtuosität und Tränenseligkeit. Das teils doch recht dick instrumentierte Werk wurde vom energiegeladeneren, griechischen Dirigenten mit hohem Spannungsfaktor, den gewünschten, dunklen Farben, geschärften Kontrasten und ziemlich schwelgerischer im Schönklang modelliert.

Starker und jubelnder Applaus!

Dr. Helmut Christian Mayer

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