Mozarts „Il re pastore“ in Salzburg: Ein frischlebendiges Schäferspiel

Xl_re_pastore-cwolfgang-lienbacher-salzburg-10-22-1 © Wolfgang Lienbacher

„L’amerò, sarò costante“: Von wunderbarer ungetrübter Lyrik sowie von einer Solovioline veredelnd begleitet, die ihr ein besonderes Kolorit verleiht: So kennt der Musikliebhaber diese Arie des Aminta, beliebt und immer wieder bei Matineen aufgeführt. Und sie gefällt umso mehr, wenn dieser Treueschwur von Emöke Baráth mit dunkelgefärbtem, edlem Sopran und innigem Tiefgang gesungen wird. Sie konnte auch sonst den ganzen Abend mit Temperament und perfekten Koloraturen begeistern. Es ist überhaupt erstaunlich, welche emotionale Tiefe der erst 19-jährige Wolfgang Amadeus Mozart trotz aller kompositorischer Eile in seine selten aufgeführte Kammeroper „Il re pastore“ („Der König als Hirte“) legte, die er anlässlich des Besuchs des Erzherzogs Maximilian II, dem jüngsten Sohn von Maria Theresias, für den Hof des Salzburger Fürsterzbischofs Colloredo 1775 schrieb. Das Libretto von Pietro Metastasio handelt von der Umsicht Alexanders des Großen, der den Sohn namens Aminta eines von ihm entmachteten Königs, der zufrieden als Schäfer lebt und dies auch bleiben will, mit einer anderen Frau vermählen will. Aber er ist schließlich so von der inneren Größe des Jünglings beeindruckt und erlaubt ihm schließlich doch die Ehe mit der vom ihm geliebten Frau Elisa und lässt ihm königliche Ehren erweisen.

Jetzt konnte man die zweiaktige Serenata als Eröffnung des „Mozart+Fest“ 2022 im neu renovierten strahlenden Großen Saal des Mozarteums konzertant erleben, bei welcher man auch gleich das neu geschaffene, elegante gläserne Foyer des Hauses bewundern konnte.

Die frischlebendige, gefühlssinnige Musik dieses Schäferspiels wurde vom Originalklang-Ensemble L’Arpeggiata unter dessen Gründerin und Dirigentin Christina Pluhar stilsicher im Sinne der historischen Aufführungspraxis, auch von herber Schroffheit nicht zurückschreckend, mit mitreißender Spielfreude, Präsenz und voll Energie musiziert.

Und auch sonst konnte das Sängerensemble mit höchstem Niveau beeindrucken, wobei alle Protagonisten die teils extrem diffizilen Koloraturen mit Bravour bewältigten: Elena Sancho Péreg als Elisa mit hellem, flexiblem Sopran, Mark Milhofer, eingesprungen für den kurzfristig an Covid erkrankten Leiter der Mozartwoche Stiftung Mozarteum Rolando Villazón als Alessandro (Alexander der Große) mit wendigem, schlankem Tenor, Tamara Ivaniš als glockenhelle Tamiris und Zachary Wilder als zart lyrischer Agenor.

Das Publikum zeigte sich restlos begeistert, applaudierte schon nach jeder Arie und spendete zum Finale stehende Ovationen!

Dr. Helmut Christian Mayer

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